Hamburger Lehrpreis für die Vorlesung „Einführung in die Genderforschung“

Prof. Dr. Almut Peukert hat seit 2019 die Juniorprofessur für Soziologie, insbesondere Arbeit, Organisation und Gender (WiSo/UHH) inne. Für ihre Vorlesung „Einführung in die Genderforschung“ und dem damit verbundenen Projekt „Flipped Gender: Forschendes Lernen in der Geschlechtersoziologie“ erhielt sie kürzlich den mit 10.000 EUR dotierten Hamburger Lehrpreis 2021. Sie ist stellvertretendes Mitglied der Gemeinsamen Kommission des ZGD und ich habe sie zu ihrer Vorlesung befragt.

MK: Liebe Almut Peukert, die Auszeichnung ist ja ein toller Erfolg. Was ist das Besondere an der Vorlesung und dem Projekt?

AP: In der Vorlesung arbeite ich mit einem didaktischen Zusammenspiel aus drei Elementen: Das Grundlagenwissen zu soziologischen Theorieperspektiven und empirischer Forschung zu Geschlecht vermittle ich über Lernmaterialien mit Texten, Podcasts und knapp 30-minütigen Lehrvideos. Insbesondere die Lehrvideos schätzen meine Studierenden sehr, weil sie sie mehrfach und in unterschiedlicher Geschwindigkeit, mit und ohne Pausen ansehen können. In der Vorlesung vertiefen und diskutieren wir dann die Themen mit kleinen Schreibübungen oder über Fragen mit dem elektronischen Abstimmsystem (ARS) Particify. Das dritte Element sind kleine studentische Forschungsprojekte. Hier haben die Studierenden Zeit und Raum, sich in Gruppen mit einem geschlechtersoziologischen Thema intensiver und selbstständig auseinanderzusetzen.

MK: Der Hamburger Lehrpreis wird auf Vorschlag von Studierenden verliehen, d.h. Du hast nicht nur eine Jury von Deinem Lehrkonzept überzeugt, sondern vor allem auch Studierende begeistert. Was ist das Geheimnis? Sind Gender Studies einfach gerade „hip“?

AP: Ich nehme ein großes, wenn nicht sogar zunehmendes Interesse an Gender Studies und an einer wissenschaftlichen Betrachtung von Geschlecht, Ungleichheiten und queeren Themen wahr. Gesellschaftlich beobachte ich sozialen Wandel aber auch hartnäckige Beharrungstendenzen. Beides geht einher mit Thematisierungen und De-Thematisierungen von Geschlecht und Sexualitäten und Politisierungen in verschiedene Richtungen.

MK: Das Projekt „Flipped Gender“ arbeitet mit dem forschenden Lernen, d.h. Studierende arbeiten im Laufe des Projekts an eigenen kleinen Forschungsfragen aus den Feldern Arbeit, Organisation und Familie. Welche Themen haben Deine Studierenden besonders interessiert? Hat Dich bei der Auswahl der Themen etwas überrascht?

AP: Das Interesse ist breit gestreut, was die Vielfalt der Gender Studies verdeutlicht. In der aktuell laufenden Vorlesung beschäftigen sich die Studierenden beispielsweise gerade mit Fragen zu sexualisierter Gewalt, Männlichkeiten, Doing Gender in der Medizin, Gender Pay Gap und Führungspositionen, queeren Familien- und Beziehungsmodellen, Geschlechterdifferenzierung in der Kita und mit postkolonialen Perspektiven auf Frauenbewegungen. Das Schöne ist, dass die Studierenden ein Thema bearbeiten, das sie interessiert und gleichzeitig deutlich wird, wo überall Geschlecht (nicht) relevant (gemacht) wird.

MK: Wie geht es weiter? Was planst Du als nächstes im Bereich Gender/Diversity?

AP: In diesem Jahr läuft die Veranstaltung tatsächlich zum ersten Mal vollständig in dem geplanten Format aus der Kombination von Lehrvideos, Vertiefung und Diskussion in Präsenz mit forschendem Lernen. Und ich genieße das Engagement und die Freude mit denen die Studierenden sich in die Themen einarbeiten, kritisch (hinter-)fragen und diskutieren. Ansonsten arbeite ich gerade intensiv mit dem interdisziplinären Forschungsverbund Sorgetransformationen an einem DFG Forschungsgruppenantrag zum Thema Care. Zu diesem Thema findet in diesem Semester auch unsere digitale Veranstaltungsreihe Care & Coffee statt, zu der Interessierte herzlich eingeladen sind. Die Vorlesung „Einführung in die Genderforschung“ ist Teil des Lehrtableaus des ZGD, wird jährlich im Sommersemester angeboten und kann im Rahmen des Studienzertifikats Genderkompetenz von Studierenden aller beteiligten Fächer und Hochschulen belegt werden. Einen ausführlichen Bericht zum Lehrkonzept gibt es auf dem E-Learning Blog der WiSo Fakultät sowie hier