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Ringvorlesung: Intersektional. Prekär. Widerständig. Beiträge zur Zukunft poststrukturalistisch geprägter „Studies“ in Deutschland, (Zwischen Identitätskritik und Betroffenenperspektive. Perspektiven der Disability und Gender Studies)

Zwischen Identitätskritik und Betroffenenperspektive. Perspektiven der Disability und Gender Studies
Bertold Scharf, M.A., Vorstandsmitglied im Verein Disability Studies in Deutschland e.V.
Dr. Kathrin Ganz, Fachbereich Sozialökonomie, Universität Hamburg

Abstract:

Die Disability Studies stehen, ähnlich wie die Gender und Queer Studies, unter dem ständigen Verdacht unwissenschaftlich zu sein. In den letzten Jahren hat sich auch in der Öffentlichkeit eine Debatte entwickelt, die mit Hilfe der Kritik der vorgeblichen „Identitätspolitik“ und „wokeness“ diese Studiengänge und Wissenschaftsansätze am Liebsten vollständig entsorgen will. Hierbei werden sowohl die identitätskritischen Ansätze der Queer Theory und der Disability Studies (mutwillig) verschwiegen als auch der eigene subjektive Standpunkt verwischt. „Die Wissenschaft“ erscheint als widerspruchsfreier Raum mit einem eindeutigen und einheitlichen Wahrheitsregime. Der Vortrag möchte dem widersprechen und gleichzeitig eine Diskussion anstoßen, wie mit dem Verhältnis zwischen Aktivismus und Wissenschaftlichkeit umgegangen werden kann

Beschreibung der Ringvorlesung:

Bemühungen, Disability Studies im Hochschulraum zu institutionalisieren, sind 13 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention, unverändert bescheiden. Der Anspruch, ein kritisch-emanzipatorischer, für alle Disziplinen bedeutsamer Wissenschaftsansatz zu sein, kollidiert mit hochschulrechtlichen und strukturellen Barrieren. So müssen Disability Studies nicht nur um Anerkennung ringen, sondern auch politisch agieren, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden – wodurch sie sich Vorwürfen aussetzen, sie würden politisch indoktrinieren und der Betroffenenperspektive ohnehin zu viel Wert beimessen. Dass der Vorwurf der „Betroffenheitswissenschaft“ als ableistische Abwehrreaktion gedeutet werden muss, die dem Ziel dient, die Dominanz der weißen, männlichen, heteronormativen, nichtbehinderten Perspektive zu sichern, wird dabei kaum thematisiert.

Derartige Probleme sind allen poststrukturalistischen „Studies“ bekannt. Auch Gender oder Queer Studies sind Diffamierungen ausgesetzt. Black Studies dagegen werden im akademischen Diskurs noch gar nicht repräsentiert. Die Vorlesung fragt nach Strategien, die dazu beitragen, den Studies nicht nur das Überleben zu sichern, sondern ebenso solidarisierende Impulse freizusetzen, die dem gemeinsamen Wachsen jenseits von Identitätspolitiken und partikularen Interessenlagen dienlich sind.

Anmeldung / Infos der Vorlesung unter diesem Link.

Schlagwörter:

Datum

Nov 01 2022
Abgelaufen!

Uhrzeit

18:00 - 19:30
Kategorie
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