360° - Geschlecht in der Forschung

Das Projekt 360° – Geschlecht in der Forschung (360°) zeigt auf, wodurch Forschung zukunftsfähig ist: Mit der Einbeziehung von Geschlechteraspekten in allen Phasen eines Forschungsprojektes. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert diesen Ansatz in der Förderlinie Geschlechteraspekte im Blick.

Das Zentrum Gender & Diversity (ZGD) und die Hamburg Research Academy (HRA) haben ein umfassendes Konzept – 360 Grad – mit allen relevanten Akteur*innen der Hamburger Forschungslandschaft erarbeitet. Die entwickelten Angebote sollen Forschende dabei unterstützen, Geschlechteraspekte in ihrer Forschung besser zu berücksichtigen. Mit diesem Konzept bewirbt sich 360° beim BMBF um ein fünfjähriges Umsetzungsprojekt.

Sind Sie an Geschlechteraspekten in der Forschung interessiert? Haben Sie Fragen oder Anregungen dazu? Möchten Sie mit 360° kooperieren? Das Team freut sich auf eine Zusammenarbeit mit allen Interessierten. Kontakt: zgd@uni-hamburg.de

Warum 360°?

Die Kategorie Geschlecht ist eine Querschnittskategorie. Sie ist in nahezu allen Fächern und Forschungsthemen von Bedeutung. Und sie ist auf allen Ebenen von Forschung und Innovation relevant, z.B. in den Fragestellungen, den Methoden, in der Dateninterpretation und in den Auswertungsverfahren. 360° entwickelt daher Unterstützungsangebote für

Die Kategorie Geschlecht ist für alle Fächer relevant, aber nicht in gleicher Weise. Daher geht 360° auf die unterschiedlichen Fachinhalte und -kulturen ein. Es entwickelt passgenaue Unterstützungs- und Beratungsangebote zur Sensibilisierung und Reflexion von Geschlechteraspekten in der Forschung und Drittmitteleinwerbung.

Die Angebote von 360° richten sich sowohl an den wissenschaftlichen Nachwuchs (Promovierende und frühe Post-Docs) als auch an etablierte Wissenschaftler*innen (Betreuende, erfahrene Post-Docs, Professor*innen, Nachwuchsgruppenleitende). 

  • Universität Hamburg (UHH)
  • Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW HH) 
  • Technische Universität Hamburg (TUHH)
  • Hochschule für Musik und Theater (HfMT)
  • Hochschule für Bildende Künste (HFBK)
  • HafenCity Universität (HCU)
  • Helmut-Schmidt-Universität (HSU)
  • Bucerius Law School (BLS)
  • Evangelische Hochschule (EHS)
  • Kühne Logistics University (KLU)

Gleichstellung der Geschlechter und Geschlechteraspekte in der Forschung: Worin besteht der Unterschied?

Die Gleichstellungsarbeit zielt in erster Linie auf die Gleichbehandlung der Geschlechter. Gleichstellungsbeauftragte kommen dem Gleichstellungsauftrag der Hamburger Hochschulen nach und verankern hochschulspezifische Gleichstellungskonzepte strukturell.

Die Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der Forschung hat hingegen einen inhaltlich-thematischen Fokus: Sie führt zu neuen Forschungsfragen, -methoden und -ergebnissen. Hier setzt 360° an.

Geschlecht ist eine Querschnittskategorie in der Forschung

Die Kategorie Geschlecht spielt in vielerlei Hinsicht eine Rolle in der Forschung, z.B. in der Konzeption des Forschungsdesigns, in der Methodenauswahl, in der Interpretation experimenteller Untersuchungen, in den Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft und in der Finanzierung (Tannenbaum 2019). Der Einbezug von Geschlechteraspekten führt dementsprechend auf der inhaltlich-thematischen Ebene zu neuen Erkenntnissen – in nahezu allen Fächern. Hier finden sie kurze Beispiele aus unterschiedlichen Fächern sowie Informationen zu den fachspezifischen Unterstützungsangeboten von 360°.

Geschlechteraspekte in der Forschungsförderung

Exzellente Forschung bedarf der Berücksichtigung von Geschlechteraspekten. So sehen es bspw. die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Europäische Union (EU). Hier setzt 360° an. Es baut gezielt Angebote auf, die den Einbezug und die Reflexion der Kategorie Geschlecht in der Drittmitteleinwerbung unterstützen. [mehr]

Das hat 360° vor

360° plant, verschiedene Angebote und Maßnahmen für sechs Bereiche zu entwickeln und zu evaluieren:  

Im Zentrum steht der Aufbau eines peer-basierten Netzwerks für Wissenschaftler*innen zur Reflexion und gegenseitigen Beratung hinsichtlich der Kategorie Geschlecht in der Forschung und in der Drittmitteleinwerbung. Das Peer-Netzwerk wird von Sensibilisierungs- und Qualifizierungsangeboten begleitet. Es ist langfristig angelegt und bietet einen nicht kompetitiven, vertraulichen Rahmen, in dem sich die Peers austauschen und gegenseitig beraten. Die regelmäßige und strukturierte Netzwerkarbeit berücksichtigt die spezifischen Fachkulturen. Sie folgt den Prinzipien der Augenhöhe, des gemeinsamen Lernens und der Erweiterung der eigenen Perspektive und fachlichen Expertise zu der Kategorie Geschlecht. Die Peers geben sich gegenseitig neue Impulse für die eigene Forschung und spüren „blinde Flecken“ in ihren Forschungsfragen, ihrer Theoriebildung, ihren Untersuchungsmethoden oder ihrer Datenauswertung auf.

Eine 360°-Nachwuchsförderung widmet sich mit maßgeschneiderten Angeboten den Nachwuchswissenschaftler*innen und Betreuenden. Workshops und Informationsveranstaltungen vermitteln dem wissenschaftlichen Nachwuchs den Einbezug von Geschlechteraspekten in die Forschung (unter Berücksichtigung von Vielfältigkeitsaspekten).

Auch Betreuende (z.B. Professor*innen, Postdocs, Nachwuchsgruppenleitende) entwickeln in Workshop- und Coaching-Angeboten ein erhöhtes Bewusstsein für Geschlechteraspekte im gesamten Forschungsprozess. Sie können dadurch die Reflexion von Geschlechterfragen besser in ihre Beratungs- und Betreuungspraxis einbringen.

Sensibilisierungs-, Reflexions-, Informations- und Qualifizierungsangebote zur Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der Forschung sind offen für alle interessierten Hochschulmitglieder. Bspw. bieten Referent*innen der DFG oder internationale Expert*innen der EU Informationsveranstaltungen zur Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der Beantragung von Förderanträgen an. Geplant ist auch eine fortlaufende Vortragsreihe mit inter/national renommierten Genderexpert*innen, die den Zugewinn und das Innovationspotential von Geschlechteraspekten in der Forschung für wechselnde disziplinäre Schwerpunkte und für interdisziplinäre Kooperationen erläutern.

360° entwickelt in Kooperation mit den Einrichtungen der Forschungsförderberatung und der Gleichstellung aller beteiligten Hochschulen Angebote zur Integration von Geschlechteraspekten in der Drittmitteleinwerbung. Dies können bspw. Informations- und Schulungsangebote zur Kategorie Geschlecht in Förderanträgen für Forschungsberatende sein. Damit sollen Drittmittelanträge aus dem Wissenschaftsstandort Hamburg im Hinblick auf Geschlecht (und Vielfältigkeitsaspekte) noch stärker unterstützt werden.

In Kooperation mit den hochschulischen Transfereinrichtungen entwickelt 360° Unterstützungsangebote zur Integration und Stärkung von Geschlechteraspekten. Die Reflexion der Kategorie Geschlecht in Forschung und Entwicklung erweitert die Perspektiven und führt zu Innovationen in den Bereichen Gründung und gesellschaftliches Engagement/Zivilgesellschaft.

360° möchte das Verständnis für die Relevanz von Geschlechteraspekten in der Forschung (und weiteren Vielfältigkeitsdimensionen) stärken – sowohl in der wissenschaftlichen Community als auch in der Öffentlichkeit.

360° kommuniziert die Bedeutung von Geschlechteraspekten in der Forschung in die wissenschaftliche Community und in die breite Öffentlichkeit. Dabei knüpft 360° an die bestehende Wissenschaftskommunikation der beteiligten Hochschulen an und kooperiert mit den zuständigen Einrichtungen. Erarbeitet werden soll eine zielgruppenspezifische Wissenschaftskommunikation, die vor allem die Vorteile und die Notwendigkeit der Berücksichtigung von Geschlecht in der Forschung vermittelt und das Bewusstsein für Geschlechter- und Diversitätsaspekte in der Forschung stärkt.

Wanted: Pilotbereiche

Derzeit sucht 360° Pilotbereiche für eine fünfjährige Umsetzungsphase aus Forschung, Nachwuchsförderung, Forschungsförderberatung, Gleichstellung, Transfer und Wissenschaftskommunikation.

Bei allen geplanten Angeboten ist 360° eine Zusammenarbeit mit den bestehenden Einrichtungen und relevanten Akteur*innen wichtig Geplant ist, die 360°-Angebote in einem Projekt mit einer Laufzeit von fünf Jahren zusammen mit Pilotbereichen aufzubauen und zu evaluieren. Derzeit arbeitet 360° sein Konzept für diese Pilotphase weiter aus, um sich beim BMBF in der Förderlinie Geschlechteraspekte im Blick zu bewerben.

Möchten Sie mit 360° kooperieren? Haben Sie Fragen oder Anregungen? Das Team freut sich auf eine Zusammenarbeit mit allen Interessierten. Ansprechpartnerin ist Dr. Smillo Ebeling (smillo.ebeling@uni-hamburg.de).

Informationsmaterial für Interessierte

Hier finden Sie eine Auswahl digitaler, fächerübergreifender und fachspezifischer  Informationsmaterialien.

  • Was ist Gender? (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg): In der OER erklären zwei Lerneinheiten grundlegende Konzepte und Theorien der Gender Studies.
  • Gendering MINT digital (Humboldt Universität zu Berlin): Die OER erklärt mit Bezug zu den Natur- und Technikwissenschaften fächerübergreifendes Grundlagenwissen der Gender Studies und erläutert in fünf Lerneinheiten die Relevanz von Geschlechteraspekten in der Biologie, in der Chemie, Informatik, Mathematik und Physik.

  • Gendered Innovations (Stanford University): Das internationale Projekt zeigt in der digitalen Plattform auf, wie Methoden zur Untersuchung von Geschlechteraspekten in den Natur- und Technikwissenschaften entwickelt werden können. Anhand von anschaulichen Fallstudien in der Medizin und in den Natur-, Ingenieurs- und Umweltwissenschaften verdeutlicht die Plattform das innovative Potential des Einbezugs der Kategorie Geschlecht.
  • MUGI Musik und Gender im Internet (Hochschule für Musik und Theater): Musikerinnen-Lexikon und multimediale Präsentationen

  • Wie arbeiten und leben wir? Und was hat das mit Geschlecht zu tun? (Universität Hamburg): Das 10-minütige Video erläutert die historische Entwicklung der Geschlechterverhältnisse und den Zusammenhang von Arbeit und Geschlecht.

  • GERD: Gender Extended Research and Development (Universität Bremen und Universität Kassel): Digitales Tool zur Berücksichtigung von Geschlechter- und Diversitätsaspekten in den Ingenieurwissenschaften und der Technologieforschung und -entwicklung. Es unterstützt die Reflexion von Gender- und Diversitätsaspekten in allen Forschungsphasen.

  • GenderSciLab (Harvard University): Forschungseinrichtung zur Integration von Geschlechteraspekten in die Biologie und Biomedizin. Das Informationsmaterial unterstützt die Vermeidung von blinden Flecken, das Erkennen von Geschlechteraspekten in der Forschung und ihre Relevanzprüfung.

  • Handreichung zur Integration von Gender- und Diversity-Aspekten in die 
    ingenieurwissenschaftliche Lehre (TU Braunschweig): Die Fallbeispiele bieten auch zahlreiche Anregungen für die Berücksichtung von Geschlecht in der ingenieurswissenschaftlichen Forschung.
  • Gender und Diversity in der Lehre der MINT-Fächer (Gender- und Frauenforschungszentrum der Hessischen Hochschulen): Instrumentenkasten, der Lehrende dabei unterstützt, ihre Lehre gender- und diversitätsbewusster zu gestalten. Enthält Begriffsdefinitionen, Hinweise zu einschlägigen Gender-Toolboxen, fachspezifische Hinweise zur Integration von Gender in die Lehre für die Fachgebiete Informatik, Maschinenbau und Mathematik und eine Literaturdatenbank.

  • Tannenbaum, C., Ellis, R.P., Eyssel, F. et al. Sex and gender analysis improves science and engineering. Nature 575, 137–146 (2019). https://doi.org/10.1038/s41586-019-1657-6
  • Gendered Innovations 2: How inclusive analysis contributes to research and innovation. European Commission, Directorate-General for Research and Innovation, July 2020 (pdf)

  • Liste an Glossaren mit gender- und diversitätsthematischen Fachbegriffen
Logo des BMBF

 

Das Projekt „360° – Geschlecht und Vielfalt in der Forschung“ wird aus Mitteln des BMBF gefördert.