Abschnitt 1: Aspekte von Gender reflektieren
Geschlecht denken wir oft simpel in Mann und Frau, obwohl Geschlecht komplexer ist. Die Geschlechtsidentität ist aber komplexer, ebenso die menschliche Sexualität. Geschlecht und Sexualität haben vielfältige Facetten. Um diese vielfältigen Aspekte von Geschlecht zu erklären, entwickelten die trans* Aktivist*innen Christine González, Vanessa Prell, Jack Riva und Jarrod Schwartz die sogenannte „Genderbread Person“.

Der Name „Genderbread Person“ stammt von dem englischen Gebäck „Gingerbread Man“, zu Deutsch Lebkuchenmann. Den Lebkuchen-Mann haben die Aktivist*innen schließlich in eine Lebkuchen-Person verwandelt.
Mithilfe der vereinfachten Darstellung können vier Aspekte unterschieden werden, die unser Geschlecht ausmachen: Geschlechtsidentität (gender identity), Geschlechtsausdruck (gender expression), biologisches Geschlecht (sex)und Begehren / sexuelle Orientierung (attraction).
Fühlst du dich als Mann? Als Frau? Als keines von beiden? Als trans*? Als androgyn? Die Geschlechtsidentität bezeichnet das Geschlecht, zu dem sich ein Mensch zugehörig fühlt oder identifiziert. Dieses Zugehörigkeitsgefühl muss nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen, das ein Mensch bei der Geburt zugeteilt bekommen hat. Bei Facebook gibt es inzwischen mehr als 60 Geschlechtsidentitäten, die Menschen für sich wählen können. Beispiele sind: nicht-binäre Person, Mann, Frau.
Sind deine Geschlechtsmerkmale männlich? Sind deine Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig zuzuordnen? ‚Hast‘ du Hoden und Eierstöcke?
Das biologische Geschlecht umfasst unsere Geschlechtsmerkmale (z.B. primäre Geschlechtsmerkmale: Vulva, Penis, Hoden, Ovarien; sekundäre Geschlechtsmerkmale: Bartwuchs, weibliche Brust; tertiäre Geschlechtsmerkmale: Körpergröße, Knochenbau).
In unserer Gesellschaft sind aktuell drei biologische Geschlechter anerkannt – Mann, Frau und inter* Personen. Es existieren unterschiedliche Kombinationen dieser Geschlechtsmerkmale, die dazu benutzt werden, um Menschen als Mann, Frau oder inter* einzuteilen.
Reflexion
Es gibt mittlerweile eine wachsende Zahl an Weiterentwicklungen, welche zur Unterstützung der geschlechtlichen und sexuellen Selbstverortung eingesetzt werden. Ein Beispiel ist das Gender Unicorn. Das Gender Unicorn hilft Ihnen dabei, sich auf den jeweiligen Pfeilen zu verorten und sich über die Komplexität von Geschlecht bewusst zu werden.
Wenn Sie sich bisher noch nicht mit dem Thema Gender ausgesetzt haben, nutzen Sie das Gender Unicorn und beantworten Sie die folgenden beiden Fragen:
- Wo verorten Sie sich in Bezug auf Ihre Geschlechtsidentität, Ihr Begehren, etc.?
- Was konnte die Visualisierung für Sie deutlich machen?
Sie möchten (gleich) tiefer ins Thema eintauchen? Dann setzen Sie sich kritisch mit der Genderbread Person und dem Gender Unicorn auseinander. Bei der Genderbread Person und dem Gender Unicorn handelt es sich um um vereinfachende Visualisierungen. Machen Sie sich Gedanken zu folgenden Fragen:
- Was möchten die beiden Visualisierungen deutlich machen?
- An welchen Punkten hat sich bei Ihnen Kritik eingestellt?
- Wo liegen für Sie die analytischen Grenzen der beiden Visualisierungen?