DDF-Digitalisierungsprojekt

Das Frauen*bildungszentrum DENKtRÄUME und die Zentrale Bibliothek Frauenforschung, Gender & Queer Studies des Zentrum Gender & Diversity (ZGD-Bib) werden vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022 gemeinsam ein Digitalisierungsprojekt im Rahmen des Digitalen Deutschen Frauenarchivs (DDF) umsetzen.

Mitte der 1980er Jahre ging der sogenannte ‚Fall Ruth Kellermann‘ durch die Medien: Bei einem öffentlichen Vortrag 1985 in Hamburg im Rahmen der Frauenringvorlesung der Koordinationsstelle Frauenstudien/Frauenforschung (Vorläuferin des ZGD) wurde Ruth Kellermanns  NS-Vergangenheit als Schreibtischtäterin bei der Verfolgung von Sinti und Roma öffentlich gemacht. Zuvor war Kellermann in frauenbewegten Kreisen in Hamburg aktiv, u.a. im Frauenbildungszentrum DENKtRÄUME.

Detailaufnahme einer modernen Hausfassade

Ausgehend von diesem Fall, der Teil der eigenen Geschichte beider Einrichtungen ist, werden wir uns mit dem Thema Frauenbewegung und NS-Täterinnenschaft/ Rechtsextemismus beschäftigen und einem Dilemma der Neuen Frauenbewegung Aufmerksamkeit widmen: Auf der Suche nach weiblichen (emanzipierten) Vorbildern fragte nur ein Teil der Frauenbewegung nach deren Verstrickung in die NS-Verbrechen, ein Großteil übernahm den ‚Frauen waren nur Opfer‘-Mythos ohne dieses Frauenbild zunächst zu hinterfragen. Wie konnte es zu dieser Geschichtsvergessenheit kommen? Warum wurden bestimmte Staffelhölzer der Erinnerung nicht weitergereicht? Die Auseinandersetzung innerhalb der Frauenbewegung mit ‚Frauen und NS-Täterinnenschaft‘ und in Verlängerung dazu mit ‚Frauen und Rechtsextremismus‘ hat bis heute nicht an Bedeutung verloren.

In dem Projekt sollen Dokumente, die im Zusammenhang mit dem ‚Kellermann-Fall‘ und der Diskussion um Täterinnenschaft vorhanden sind, erschlossen, digitalisiert und – sofern rechtlich möglich – veröffentlicht werden. Zudem soll u.a. durch die Erstellung eines Findbuches der umfangreiche Archivbestand der ZGD-Bibliothek zu Frauen/Gender und Rechtsextremismus (Zeitraum 1945 bis heute) recherchierbar gemacht werden, um die Auseinandersetzung mit diesem bis heute wichtigen Thema weiter zu unterstützen.

In Ergänzung dazu werden mit Zeitzeug*inneninterviews weitere Einsichten in die Diskussion gewonnen, die als zusätzliche Quelle für die Forschung nutzbar werden. In Essays sollen die verschiedenen Themen: ‚Frauenbewegung und NS-Täterinnen‘, ‚Verfolgung von Sinti und Roma Frauen im NS‘ und ‚Frauenbewegung und Rechtsextremismus bis heute‘ für das DDF-Portal aufbereitet werden.

DDF-Digitalisierungsprojekt: Frauenbewegungen und NS-Täterinnenschaft/ Rechtsextremismus

Laufzeit: 1. Januar bis 31. Dezember 2022

Durchführung des Projektes:

Frauen*bildungszentrum DENKtRÄUME
Kontakt: Inga Müller, inga.mueller@denktraeume.de
Nicolli Povijač, nicolli.povijac@denktraeume.de

Zentrale Bibliothek Frauenforschung, Gender & Queer Studies
Kontakt: Jana Reich, jana.reich@uni-hamburg.de