Lehraufträge

Die hochschulübergreifende Gemeinsame Kommission für Frauenstudien, Frauen- und Geschlechterforschung, Gender und Queer Studies (GK) vergibt in jedem Semester Lehraufträge, die das reguläre Lehrangebot der Hochschulen im Bereich Gender und Diversity ergänzen.

Die Lehrveranstaltungen sind für Studierende aller beteiligten Hochschulen und Fächer geöffnet und werden in den Zertifkaten „Genderkompetenz“ bzw. „Intersektionalität und Diversity“ anerkannt.

Sommersemester 2024

Female Blues

mit Dr. Risto Lenz

Dr. Risto Lenz ist Kulturwissenschaftler und Historiker im Bereich American Studies und Popmusikforschung. Er promovierte an der Universität Köln mit einer Arbeit zum amerikanischen Folk Music Revival (erschienen 2022 bei Peter Lang Publ.). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Musikhistoriographie, Musik und Mobilität, Musik und Migration sowie Figurationsprozesse in der Popmusik. Aktuell forscht er zur Figur des Singer-Songwriters in Zeiten der Digitalität.

Der Blues ist die mythische „Ur-Musik“ Amerikas, dessen Blüten bis heute die Popkultur prägt. Seine historiographische Einordnung fand zu Zeiten des Folk Revivals der frühen 1960er Jahre erstmals ein weltweites Publikum. Das Authentizitätsdenken dieser Zeit entsprang einer männlich/weißen Expertensicht, die den sogenannten Folk Blues als eine maskuline Kultur der ländlichen Afroamerikaner verklärte. Denn ironischerweise war der erste Blues, der in den 1920ern erschien, eine weiblich dominierte Musikrichtung. Zur Zeit des Revivals wurde diese jedoch als Commercial Blues bezeichnet und dem „authentischen“ Folk Blues als „künstlich“ entgegengestellt. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der Frage, warum schwarze Männlichkeit zu dem Authentizitätsmarker des Blues wurde und zum Ausschluss weiblicher Interpretinnen aus dem Diskurs führte. Außerdem sollen in einem intersektionalen Ansatz die Arbeiten weiblicher und schwarzer Revival-Akteur*innen untersucht werden, deren Interpretationen in diesem Prozess an den Rand gedrängt wurden.

Wir wollen an einem konkreten Beispiel – Female Blues – den gemeinsamen starken historiographischen Bezug sowie die generelle Verschränkung von Gender Studies und American Studies betonen und verdeutlichen, wie Wissensproduktion durch Machtverhältnisse geformt und definiert wird. Das Seminar will dazu anregen, eine größere Sensibilität für die Bedeutung von Geschlecht im Bereich des Blues zu erlangen – einem Musikstil, dessen Popularisierung in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Populärkultur, Academia und sozialem Aktivismus entstand. Von zentraler Bedeutung ist hier das Konzept der Intersektionalität, welches – geprägt durch den Black Feminisim – ein gemeinsames Analyse-Tool der beiden Disziplinen Gender Studies und American Studies ist. Indem wir uns auf die Multidimensionalität gesellschaftlicher Herrschaftsprozesse zur Zeit des Folk Revivals fokussieren, können wir besser verstehen, wie Diskriminierungen und Chancenungleichheiten entlang von Klasse, Geschlecht/Sexualität, Ethnizität/Nationalität in Verschränkung miteinander zu verstehen sind. Auf diese Weise vernetzt das Seminar Theorie und Empirie und ermöglicht Inter- und Transdisziplinarität. Ziel ist es dadurch einen kritischen Blick zu entwickeln, wie Wissensproduktion in der Musik immer auch an Wissens- und damit Machtinstitutionen geknüpft ist, deren Aktivitäten, Produkte und epistemischen Konzepte durch Machtverhältnisse geformt und definiert werden. Deshalb wollen wir den Schwerpunkt auf die Orte legen, an denen während des Folkrevivals Wissen produziert wurde, um dadurch die Formen, die Systematisierung und die wissenschaftliche Klassifizierung des Wissens über den Blues historisch zu erforschen.

Termine: 

  • 22.4. 18-20 Uhr, digitale Vorbesprechung
  • 3.5. 14-20Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
  • 4.5. 10-18Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz
  • 5.5. 10-18Uhr, Monetastraße 4 in Präsenz

Zur Anmeldung geht es hier.

Diversity & Intersectionality: Theoretische Perspektiven und analytische Konzepte

mit Robel Afeworki Abay (Dr. phil.)

Robel Afeworki Abay (Dr. phil.) ist Soziologe und derzeit Gastprofessor für partizipative Ansätze in den Sozial- und Gesundheitswissenschaften an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Zuvor war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. In der partizipativen Studie, die er im Rahmen seiner Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin gemeinsam mit BIPoC mit Behinderungserfahrungen durchführte, befasste er sich mit intersektionalen Kolonialitäten von Rassismus und Ableismus. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Intersectional Disability Justice; Soziologie der Behinderung und sozialer Ungleichheit; Migrationssoziologie; Diversity und Intersektionalität; Rassismus und Ableismus; Disability Studies und Critical Race Theory (DisCrit); Postkoloniale und Dekoloniale Theorien; Climate und Social Justice sowie partizipative Forschung.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionaltätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Eine kritisch-reflexive und herrschaftskritische Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen wie z.B. Rassismus, Ableism, (Hetero)Sexismus und Homonationalismus ist insbesondere vor dem Hintergrund aktueller politischen Diskursverschiebung von großer Relevanz für die Selbstpositionierung sowie für Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung, da die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen auch fatale Einflüsse auf die praktische Arbeit mit den Betroffenen sowie für die wissenschaftliche Forschung sozialer Ungleichheitsverhältnisse haben.

Die Erörterungen ausgewählter Seminarlektüre erfolgen auf der Grundlage der theoretischen Ansätze von Diversity & Intersectionality, die einen herrschafts- und dominanzkritischen Zugang zu Kontexten und Modalitäten der Herstellung, Aktualisierung und Reproduktion patriarchal-heteronormativer Strukturen und sozialer Ungleichheitsverhältnisse ermöglichen:

1. Intersektionalität: Zum einen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit, Schule oder Beratungsstelle wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), be-hinderten und queeren Communities darstellen, die durch machtvollen Zuschreibungen als ,,die Anderen“ konstruiert und von einer gleichberechtigter Teilhabe an der Gesellschaft ausgegrenzt bzw. ausgeschlossen werden.

 2. Diversity: Zum anderen werden wir im Seminar über die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen marginalisierter Communities in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft kritisch hinterfragt.

Auf dieser Basis werden Teilnehmende des Seminars zentrale Grundlagen der intersektionalen Ungleichheits- und Diversitätsforschung (Diversity & Intersectionality) kennenlernen, um theoretische Überlegungen mit der Praxis sinnvoll in Verbindung zu setzen.

Termine: 

Donnerstags 14-18 Uhr:

04.04., 18.04., 23.05., 06.06., 20.06., 04.07.

Zur Anmeldung geht es hier.

Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

Perspektiven auf Geschlecht

mit Merle Marie Eckert, M.A.

Merle Marie Eckert, M.A., studierte Gender & Queer Studies an der Universität zu Köln. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der Sexarbeit, kritischer Männlichkeit, Sexualpädagogik und Queer Theorie. Neben ihren akademischen Tätigkeiten arbeitet sie als Diversity Managerin & Designerin und engagiert sich ehrenamtlich in Kiel.

Dieses Seminar legt den Fokus auf die grundlegenden Konzepte von Gender und Queer und zielt darauf ab, ein fundiertes Verständnis dieser Themen zu vermitteln. 

Über zwei Wochenenden hinweg werden wir eine breite Palette an Themen behandeln, beginnend mit einer einführenden Betrachtung feministischer Theorien zur Binärität der Geschlechter, Hetero- und Cisnormativität sowie struktureller Queerfeindlichkeit, bis hin zu einer kritischen Analyse von Männlichkeit. Die Lehrinhalte stützen sich auf theoretische Konzepte und Texte, die durch praktische Anwendungen und zugänglichere Literatur im Bereich Gender und Queer ergänzt werden. Von den bahnbrechenden Werken von Raewyn Connell, Sara Ahmed und Mike Laufenberg bis hin zu den einflussreichen Stimmen von Margarete Stokowski, Lydia Meyer und Emilia Roig – wir erkunden ein breites Spektrum an intersektionalen Perspektiven. 

Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, da wir gemeinsam durch einen Austausch auf Augenhöhe die verschiedenen Themenbereiche erarbeiten werden. Der Kurs wird hauptsächlich in deutscher Sprache stattfinden.

Termine:

  • 1. Block: Freitag, den 07.06.2024 von 9-16 Uhr + Samstag, den 08.06.2024 von 10-15:30 Uhr (jeweils inkl. einer Stunde Mittagspause)
  • 2. Block: Freitag, den 21.06. von 9-16 Uhr + Samstag, den 22.06. von 10-15:30 Uhr (jeweils inkl. einer Stunde Mittagspause)
Zur Anmeldung geht es hier.
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Wintersemester 2023/ 2024

ISA-200.014 Gender & Queer – eine Einführung in Geschlechter- und queere Theorien

mit Marvin Jansen

Marvin Jansen ist Erziehungs- und Bildungswissenschaftler und derzeit freier Doktorand an der Europa-Universität Flensburg im Arbeitsbereich der Empirischen Bildungsforschung. Seine Schwerpunkte sind Bildung und soziale Ungleichheit, queere Perspektiven auf Erziehung und Bildung sowie die qualitativ-rekonstruktive Sozialforschung. In seiner Dissertation erforscht er Herausforderungen und Bewältigungsprozesse in Paarbeziehungen schwuler Männer. Nebenbei hält er Lehrveranstaltungen und Vorträge zu Heteronormativität im Unterricht, heteronormativer (Medien-)Sozialisation und zu poststrukturalistischen und (queer-) feministischen Ansätzen in der Psychologie.

Dieses Grundlagenseminar wird zunächst einen Überblick über die drei Wellen der Frauenbewegung in Deutschland und die unterschiedlichen feministischen Strömungen verschaffen, um zu verstehen, wie sich geschlechtertheoretische Ansätze akademisiert und etabliert haben. Durch Textsequenzen u. a. von Judith Butler (1993), Ines Pohlkamp (2015) und Nina Degele (2005; 2019) erfolgt schließlich ein Einstieg in die unterschiedlichen geschlechter- und queertheoretischen Ansätze, die ebenfalls kultur-historisch eingeordnet werden. Daran anknüpfend werden unterschiedliche thematische Bereiche wie der Umgang mit Geschlecht und Normativität in der Forschung oder in den (sozialen) Medien (aus teils interdisziplinären Perspektiven) betrachtet. Diese thematischen Einblicke sollen anhand aktueller Beispiele diskutiert werden.

Ab der zweiten Seminarhälfte haben die Teilnehmenden die Möglichkeit ihre eigenen Interessen und Fachexpertisen mit in die Seminargestaltung einfließen zu lassen.

Termine:

  •      Fr., 3.11., 14-16, VMP 8 R 020
  •      Fr., 24.11., 14-19,  VMP 8 R 05 
  •      Sa., 25.11., 10-15, VMP 8 R 106
  •      Fr., 15.12., 14-19, VMP 8 R 106
  •      Sa., 16.12., 10-15, VMP 8 R 106 

Anmeldung: Die Anmeldephase zu den Lehraufträgen beginnt am 04.09.2023 um 12:00 bis zum 03.10.2023. Die Teilnehmendenzahl ist auf 30 Teilnehmende begrenzt, eine Warteliste für Nachrückende wird eingerichtet. Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Zur Anmeldung geht es hier.

ISA-200.011 Sex, Gender and Crime. Einführung in die kulturwissenschaftliche Kriminalitätsforschung

mit Manuel Bolz

Manuel Bolz, M.A., ist Kulturwissenschaftlicher/Kulturanthropologe. Er forscht und lehrt in Hamburg. Er arbeitete u.a. für die Universität Hamburg, das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), die Isa Lohmann-Siems-Stiftung, die Hamburger Behörde für Kultur und Medien (BKM), das Bezirksamt Harburg, die Hamburger Hochschule für Allgemeine Wissenschaften (HAW) sowie die Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Seine Forschungsinteressen liegen in der Ethnografie, Historischen Anthropologie, Stadt- und Raumforschung sowie der intersektionalen Erforschung von Körper, Sexualitäten und Geschlecht. Gegenwärtig erarbeitet er sich ein Forschungsprojekt zu Krisenerzählungen und sozio-materielle Transformationsprozesse des Vergnügungsviertels St. Pauli.

Das Seminar beschäftigt sich mit den Fragen, wie Kriminalität, Verbrechen und Devianz in Geschichte und Gegenwart kulturwissenschaftlich, d.h. transdisziplinär, untersucht werden können, gerade auch vor dem Hintergrund der sogenannten ‚Dark Anthropology’. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, Macht, Gewalt und Konflikte mit einem verstehenden Ansatz zu untersuchen und Problemfelder sowie gesellschaftliche Strukturen sichtbar, greifbar und analysierbar zu machen.

Dabei leiten uns folgende Arbeitsfragen: Welche Quellen können für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kriminalität herangezogen werden (z.B. Populärkultur, Gerichtsakten oder mediale Berichterstattungen), welche Fragen bezüglich Sexualität, Körper und Geschlechter können gestellt werden und wie sieht dies mit Bezug auf Hamburgs urbane Räume bei Tag und bei Nacht aus? Wie strukturieren geschlechtsspezifische Gefühle von (Un-)Sicherheit Wahrnehmungen, Erfahrungen und Erzählungen im Alltag? Welche spezifischen (vergeschlechtlichten) Infrastrukturen, Praktiken, Ökonomien, Imaginationen und „Figuren“ bringen diese aber auch hervor? Welche Bedeutungszuschreibungen erhält Kriminalität, wie wird Wissen ausgehandelt (u.a. Psychopathologisierungen) und wie wird sie in Lebenswelten und Wirklichkeiten sozial und kulturell konstruiert? Und wie werden Eigensinn, Widerständigkeit und soziale Ordnungen ausgedrückt, hervorgebracht und herausgefordert?

Termine: Dienstags, 14-16, Seminarraum des ZGD in der Monetastraße 4

Anmeldung: Die Anmeldephase zu den Lehraufträgen beginnt am 04.09.2023 um 12:00 bis zum 03.10.2023. Die Teilnehmendenzahl ist auf 30 Teilnehmende begrenzt, eine Warteliste für Nachrückende wird eingerichtet. Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Zur Anmeldung geht es hier.

Wir bedanken uns beim ISA-Zentrum der UHH für die Finanzierung dieses Lehrauftrags.

ISA-200.012 From Cybernetics to Cyborgs – Einführung in die Wissenschafts- und Technikforschung

mit Jannis Steinke

Jannis Steinke, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungprojekt „Sociotechnical Practices of Objectivation“ an der TU Braunschweig und Promovend an der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf.

Jannis Steinke studierte Soziale Arbeit in Bochum und Köln. Zusätzlich qualifizierte er sein Wissen zu Theorien der Gender und Queer Studies und der dekolonialen Theorie an der Universität zu Köln. Seit April 2018 ist er Teil der Kompostistischen Internationale, einer Forschungsgruppe, die Donna Haraways Kritiken am Posthumanismus in Medien- und Kulturwissenschaften und Gender Studies einzuschreiben versucht. Jannis Steinke lehrt seit 2017 in den Gender und Queer Studies an verschiedenen Lehrstandorten Deutzschlands.

Er ist zudem Sprecher der AG DIG*IT*AL der Fachgesellschaft Geschlechterstudien, die queerfeministische Interventionen in digitale Technologien vornimmt.

Es wird im Seminar zunächst darum gehen, die Science and Technology Studies (STS) am Beispiel von Katherine Hayles´ Aufarbeitung einer Geschichte der Kybernetik (Cybernetics) (systemisches Denken innerhalb von Technologieentwicklung) kennen zu lernen. Im Anschluss daran werden die Spezifika der feministischen STS herausgearbeitet, indem Donna Haraways hierfür wegweisende Schriften des Situierten Wissens und des Cyborg-Manifestes gemeinsam erarbeitet werden. Die Cyborg ist hier ein grenzverschiebender Hybrid aus Mensch und Maschine, jedoch auch ein Wesen, das die Frage nach der Trennbarkeit zwischen Technologie und Organismus radikal neu verhandelt. Diese unterschiedlichen Denk- und Herangehensweisen werden anhand zahlreicher Beispiele technologischer Innovationen (Chat GPT, autonome Waffensysteme, Crashtest Dummies etc.) nachvollzogen, veranschaulicht und gemeinsam diskutiert.

Termine: 

  • Sa, 09.12.2023, 09:00-18:00 Uhr, TUHH Raum A 0.19
  • So, 10.12.2023, 09:00-18:00 Uhr, TUHH Raum A 1.20
  • Sa, 13.01.2024, 09:00-18:00 Uhr, TUHH Raum A 0.18
  • So, 14.01.2024, 09:00-18:00 Uhr, TUHH Raum A 1.20

Für die Anfahrt:

• Mit der S-Bahn-Linie S3 oder S31 bis Harburg-Rathaus oder Heimfeld, von dort folgen Sie der Beschilderung oder nehmen die Buslinie 142 bis zur Haltestelle „Technische Universität, Kasernenstraße“.
• Der Bahnhof Hamburg-Harburg ist EC/IC/ICE Haltestelle. Von dort nehmen Sie die Buslinie 142 bis zur Haltestelle „Technische Universität, Kasernenstraße“.

Anfahrtsskizze

Anmeldung: TUHH Studierende melden sich über das allgemeine Anmeldeverfahren (NTA) an. Studierende anderer Hochschulen, melden sich per E-Mail an: <koordinationsstelle-nta@tuhh.de>  

Wir bedanken uns beim ISA-Zentrum der UHH und beim NTA-Bereich der TUHH für die Finanzierung dieses Lehrauftrags.

ISA-200.013 Intersektionalität im Kontext von Identität, Flucht/Migration und Othering-Prozessen

mit Simone Beate Borgstede

Simone Beate Borgstede, PhD., ist Soziologin und Historikerin. Sie organisiert Seminare zu Intersektionalität, Feminismus in postkolonialer Perspektive und Rassismus im Kontext von Flucht/Migration. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Rassismus und soziale Bewegungen. Insbesondere interessiert sie sich dafür wie wir Rassismus, Sexismus und Klassismus und ihre Überschneidungen alltäglich überwinden können.

Simone lebt seit 1982 in der St. Pauli Hafenstraße. Sie wehrt sich mit anderen Nachbar_innen gegen die rassistischen Kontrollen in ihrer Nachbarschaft und engagiert sich zusammen mit geflüchteten und migrantischen Frauen für gegenseitigen Respekt und gleiche Rechte für alle.

Wir starten mit einer theoretischen Auseinandersetzung mit Intersektionalität als einem wesentlichen Konzept zum Verständnis sozialer Ungleichheiten in ihrem Zusammenwirken in der aktuellen feministischen Theoriebildung. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen analysieren wir die Herausbildung des Konstrukts von ‚Wir’ und ‚die Anderen’ in Antike und Aufklärung. Wir diskutieren soziologische und literarische Texte zu Identität und Migration und setzen uns mit der Bedeutung von Intersektionalität im Kontext von Othering-Prozessen auseinander. Hierbei geht es auch um Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierung. Wir untersuchen migrantischen Widerstand gegen rassistische Zuschreibungen in intersektionaler Perspektive und wie sich Geflüchtete aktuell selbst repräsentieren.

Das Seminar ist als Lektürekurs angelegt. Wir setzen uns aber auch mit Filmspots, Bildern und Musik auseinander. Die Seminardiskussionen werden eingeführt durch Referate der Teilnehmenden, die durch die Lehrende unterstützt werden. Das Seminar fördert kritisches Lesen und Durchdringen theoretischer Ansätze. Die Studierenden setzen sich mit Identitätsbildung in einer globalisierten Welt auseinander und haben die Möglichkeit, eigene Erfahrungen damit, zu den ‚Anderen’ gemacht zu werden aus ihrem Alltag einzubringen und gemeinsam zu reflektieren.

Ich begreife das Seminar als Ort an dem ein Instrumentarium erarbeitet wird, dass es den Teilnehmenden erlaubt die Herausbildung von Othering-Prozessen in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse, die Klassenzugehörigkeit wie die Konstruktion rassistischer Zuschreibungen und was das für Identität bedeutet intersektional zu analysieren und als historisch umkämpft zu verstehen.

Termine: Donnerstags, 10-12 Uhr, Seminarraum des ZGD in der Monetastraße 4

Anmeldung: Die Anmeldephase zu den Lehraufträgen beginnt am 04.09.2023 um 12:00 bis zum 03.10.2023. Die Teilnehmendenzahl ist auf 30 Teilnehmende begrenzt, eine Warteliste für Nachrückende wird eingerichtet. Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Zur Anmeldung geht es hier.

Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

ISA-200.015 Mad Studies: Perspektiven erweitern, wechseln und ver_Rücken

mit Franziska Hille

Franziska Hille lebt in Berlin und promoviert an der TU Berlin am Zentrum für Interdisziplinäre
Frauen- und Geschlechterforschung aus gesellschaftskritischen und -utopischen Perspektiven zu Ambivalenzen von Selbstfürsorge im Umgang mit ver_Rückten und ver_Rücktmachenden
Zuständen. Sie hat einen Abschluss als Diplom-Soziologin und hat sich in ihrem Studium vor allem mit machtkritischen und antidiskriminierenden intersektionalen Zugängen des Zusammendenkens von Subjekt und Gesellschaft, Arbeiten von Michel Foucault, Kritischer Psychologie (marxistischer
Subjektwissenschaft in der Psychologie) und Feministischer Standpunkttheorie beschäftigt. Diese Zugänge prägen auch ihr laufendes Promotionsprojekt und Mad Studies, User/Survivor Research und Disability Studies kommen als Zugänge und Verortungen hinzu.
Franziska Hille bringt Mad Studies über Lehraufträge an Hochschulen und Universitäten und beginnt, ihre Forschungsinhalte auch ausseruniversitär in Workhops zugänglich zu machen. Im Sommer 2023 gab es dazu ausgehend von ihrer Forschungsfrage einen Workshop zu „Selbstfürsorge im Umgang mit ver_Rückten und ver_Rücktmachtenden Zuständen: empowernd und emanzipatorisch oder neoliberales Vereinzelungsprogramm?“

Lucy Costa (2014) formuliert als ein Anliegen bzw. eine Praxis der Mad Studies, das Mikroskop umzudrehen, nicht mehr die Ver_Rückten, die als psychisch krank diagnostizierten Menschen, sondern die (vermeintlich) Normalen zu untersuchen1. Mad Studies sind aktivistische Forschung, die zu emanzipatorischen Veränderungen führen soll. Mad Studies handeln nicht paternalistisch für Andere, stattdessen forschen hier diejenigen, die zu Anderen gemacht werden – Ver_Rückte – selbst, bringen eigenes Wissen und eigene Erfahrungen in Forschung ein, mache diese zugänglich und zirkulierbar. Forschungsreflexivität heisst hier beispielsweise zu fragen, wer, warum und wie mit wem forscht, worüber geforscht, welchen Interessen die Forschung dient und weiteres. Ausgangspunkt des Seminars ist die Annahme, dass Mad Studies für die meisten Teilnehmer*innen unbekannt sind, bei näherer Auseinandersetzung sich jedoch vielfältige Verbindungen zu bereits vorhandenem theoretischem Wissen, methodischen Auseinandersetzungen und persönlichen Erfahrungen zeigen. Wissen wird als hergestellt und in Verbindung mit Macht gezeigt, ebenso verschiedene Möglichkeiten, sich mit Wissen auseinanderzusetzen. Positioniertes Forschen, Fragen nach Gründen dafür und Möglichkeiten der Umsetzung begleitet die Lehrveranstaltung ebenso.

Materialgrundlagen sind Inputs, Kleingruppenarbeiten, Powerpointpräsentationen, Videoaufzeichnung einer Podiumsdiskussion, Blogbeiträge, Interviews, theoretische Literatur, Audios, aktivistische und künstlerische Materialien.

Während ein Ziel ist, Mad Studies als weitere Critical Studies neben Gender-, Queer-, Critical Race-, Disability Studies und Auseinandersetzungen mit Klassismus zu zeigen und somit intersektionale Perspektiven zu erweitern, ist ein weiteres Ziel, Praxen des Otherings auch in Hinblick auf Madness zu entlarven und eigene Wahrnehmung und Analyseperspektiven machtkritisch antidiskriminierend zu ändern. Madness soll depathologisiert und auch feierbar werden. Zugleich wird Psychiatrie als gesellschaftliche Struktur erkennbar gemacht. Subjekte, Gesellschaft, Aktivismus und Akademie sollen als Beziehungsgeflechte wahrnehmbar und Ansatzpunkte für emanzipatorische Veränderungen erforscht werden. Die Studierenden werden aufgefordert und darin unterstützt, sich eigener Interessen im Kontext der Seminarinhalte und verbunden mit den Seminaranliegen der Produktion und Praxis emanzipatorischer Forschung bewusst zu werden und eigene Umsetzungen zu entwickeln.

Termine: Dienstags, 10-12 Uhr, digital via zoom

Anmeldung: Die Anmeldephase zu den Lehraufträgen beginnt am 04.09.2023 um 12:00 bis zum 03.10.2023. Die Teilnehmendenzahl ist auf 30 Teilnehmende begrenzt, eine Warteliste für Nachrückende wird eingerichtet. Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben. Zur Anmeldung geht es hier.

Detailaufnahme einer modernen Hausfassade

Sommersemester 2023

ISA-200.021  Diversity & Intersectionality: Theoretische Perspektiven und analytische Konzepte

mit Robel Afeworki Abay 

Robel Afeworki Abay positioniert sich als afro-deutscher und queer-feministischer Aktivist. Zurzeit promoviert er im Zentrum der Inklusionsforschung (ZfIB) der Humboldt-Universität zu Berlin: https://zfib.org/de/beteiligte. Das Erkenntnisinteresse seines partizipativen Dissertationsprojekts liegt darin, die theoretischen und empirischen Teilhabediskurse über BIPoC mit Behinderungserfahrungen im Kontext der Erwerbsarbeit zu schärfen und entfalten. Zuvor studierte er Soziologie und Politikwissenschaften an der Addis Ababa University, Äthiopien und Cardiff University, Wales, UK sowie Soziale Arbeit an der Universität Kassel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich und politisch-aktivistisch mit den Themen: Intersektionalität; Rassismus & Ableism; Gender, Queer and Disability Studies; Partizipative Forschung; Postkoloniale Theorien & Dekoloniale Ansätze; Klimagerechtigkeit; Migrations- und Diversitätsforschung. 

Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionaltätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Eine kritisch-reflexive und herrschaftskritische Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen wie z.B. Rassismus, Ableism, (Hetero)Sexismus und Homonationalismus ist insbesondere vor dem Hintergrund aktueller politischen Diskursverschiebung von großer Relevanz für die Selbstpositionierung sowie für Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung, da die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen auch fatale Einflüsse auf die praktische Arbeit mit den Betroffenen sowie für die wissenschaftliche Forschung sozialer Ungleichheitsverhältnisse haben.

Die Erörterungen ausgewählter Seminarlektüre erfolgen auf der Grundlage der theoretischen Ansätze von Diversity & Intersectionality, die einen herrschafts- und dominanzkritischen Zugang zu Kontexten und Modalitäten der Herstellung, Aktualisierung und Reproduktion patriarchal-heteronormativer Strukturen und sozialer Ungleichheitsverhältnisse ermöglichen:

1. Intersektionalität: Zum einen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit, Schule oder Beratungsstelle wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), be-hinderten und queeren Communities darstellen, die durch machtvollen Zuschreibungen als ,,die Anderen“ konstruiert und von einer gleichberechtigter Teilhabe an der Gesellschaft ausgegrenzt bzw. ausgeschlossen werden.

 2. Diversity: Zum anderen werden wir im Seminar über die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen marginalisierter Communities in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft kritisch hinterfragt.

Auf dieser Basis werden Teilnehmende des Seminars zentrale Grundlagen der intersektionalen Ungleichheits- und Diversitätsforschung (Diversity & Intersectionality) kennenlernen, um theoretische Überlegungen mit der Praxis sinnvoll in Verbindung zu setzen.

Termine:

  • 06.04., 14:00-18:00
  • 20.04., 14:00-18:00
  • 25.05., 14:00-18:00
  • 08.06.,14:00-18:00
  • 22.06.,14:00-18:00
  • 06.07.,14:00-18:00

Das Seminar findet digital statt.

Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

ISA-200.020 Undoing Time

mit Yannik Ehmer

Yannik Ehmer studierte Philosophie, Mathematik und Evangelische Theologie in Berlin, Edinburgh und Seoul. Yannik Ehmer ist Doktorand*in der Evangelischen Theologie (Fach: Altes Testament) an der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert zum Thema „Diskursive Weisheit?! Eine Untersuchung zu Poetik und Komposition von Prov 10,1–22,16“ mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung. Yannik Ehmer lehrte als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in am Lehrstuhl für Literatur-, Religions- und Zeitgeschichte des Urchristentums (Prof.in Dr.in C. Gerber) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Yannik Ehmers Forschungsschwerpunkte sind die biblische Theologie mit dem Schwerpunkt Weisheitsliteratur, die französische Philosophie des 20. Jahrhunderts, postmoderne Hermeneutik(en) und Epistemologien, das Verhältnis von Ästhetik und Ethik und die Queer Studies und Gender Studies in ihrem Verhältnis zur Theologie.

In diesem Blockseminar sollen zeitgenössische Impulse der Queer Theory und Gender Studies aufgenommen und anhand der Kategorie „Zeit“ im weitesten Sinne expliziert werden: Wie lässt sich Zeit in einem queeren Sinne bestimmen? Wie hängen Geschlechtlichkeit und Zeitlichkeit zusammen? Inwiefern verschieben sich die Konstellationen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor dem Hintergrund queerer Temporalitäten? Wie lassen sich lineare Verläufe von Zeit ent-binden (als Undoing von Zeit)?

Diese und weitere Fragen sollen uns im Blockseminar beschäftigen. Die Kategorie der Zeit, die sich selbst an der Schnittstelle von Philosophie, Theologie, Geschichtswissenschaft, aber auch von Physik und Mathematik u. a. ansiedeln lässt, eröffnet dabei ein interdisziplinäres Potential, das sich auch in der Literaturauswahl niederschlägt und damit die Anschlussfähigkeit für eine Vielzahl von Disziplinen sicherstellen kann.

Obgleich sich die einzelnen Lösungsansätze voneinander unterscheiden, teilen sie doch diese Fundamentalüberzeugung: Queere Utopien und Temporalitäten sind zentrale Desiderata der aktuellen Theoriebildung. Sie bringen anders geartete Temporalitäten hervor, die außerhalb der linear angeordneten Parameter von Geburt, Ehe, Fortpflanzung und Tod liegen. 

In einem Wechsel von Close Reading der wichtigsten Texte und kurzen, von den Teilnehmer*innen vorbereiteten Impulsreferaten wollen wir uns diesem Desiderat annähern.

Vorbereitungstreffen: 05.04., 12:00-13:00 Uhr, zoom

Termine:

  • 28.04., 10:00-17:00 Uhr, VMP 8 Raum 404
  • 29.04., 9:00-16:00 Uhr, VMP 8 Raum 105
  • 23.06., 10:00-17:00 Uhr, VMP 8 Raum 213
  • 24.06., 9:00-16:00 Uhr, VMP 8 Raum 213

In der Lehrveranstaltung wird die Lernplattform OpenOlat der UHH verwendet. Studierende, die keinen Zugang zu OpenOlat haben, beantragen die Kurzzeitkennung per E-Mail (zgd[at]uni-hamburg[dot]de) mit folgenden
Daten: Name, Vorname, Matrikelnummer, Studiengang, Hochschule, Name der Lehrperson, Titel der
Lehrveranstaltung. Die Kurzzeitkennung wird immer nur für ein Semester ausgestellt.

ISA-200.019 Menschenrechte und darüber hinaus

mit Maria Guadalupe Rivera Garay & Gilberto Rescher

Gilberto Rescher ist Koordinator der Lateinamerika-Studien der Universität Hamburg und hat an der Universität Bielefeld in Soziologie promoviert. Seine Doktorarbeit trägt den Titel „Doing Democracy in Transnacionalized Indigenous Communities: The Negotiation of Local Political Change in Central Mexico“ und basiert auf einer fast zweijährigen ethnographischen Feldforschung (aufgeteilt in mehrere Phasen) im Valle del Mezquital, einer mexikanischen Region, die als indigen gilt. Gilberto Rescher hat an der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Bielefeld gearbeitet und neben diversen Kurzaufenthalten an mexikanischen Universitäten.

Seine Forschungsinteressen umfassen (Lokal-) Politik, Entwicklung und alternative Perspektiven, Migration, Transnationalität/-lokalität, sozial minorisierte Gruppen, Indigenität/Ethnizität, Genderfragen, dekoloniale Perspektiven, „Soziologien des Südens“ und qualitative Methodologie. Er hat umfangreiche empirische Feldforschung in Mexiko, Nicaragua, den USA und auf den Philippinen durchgeführt. Auf dieser Grundlage veröffentlichte er mehrere Artikel, u. a. über Migration und politischen Wandel in einer indigenen Region Mexikos.

Maria Guadalupe Rivera Garay ist Hñähñu (ein indigenes Volk aus Zentralmexiko). Sie hat ihren Bachelor (Licenciatura) in Soziologie mit dem Schwerpunkt Bildung in Mexiko-Stadt studiert. In Deutschland hat sie ihren Titel als Diplom-Soziologin an der Universität Bielefeld erworben, mit den  Schwerpunkten Geschlechterforschung, Entwicklungssoziologie und qualitative Methoden. Zurzeit schließt sie ihre Promotion an der Fakultät für Soziologie in Bielefeld ab. Sie arbeitet als Referentin für Globales Lernen, als Dozentin und macht auch Übersetzungsarbeit.

Ihre wissenschaftlichen Interessen liegen in der Forschung zu Migrationsprozessen von ethnischen Minoritäten und der Genderdimension, Transnationalität und Translokalität sowie auf sozialen Ungleicheiten in globalen Süden. Genderfragen und Feminismen im Kontext von Kolonialität und Dekolonialität sind ein weiterer wichtiger Forschungsbereich. Eine ihrer zentralen Interessen liegt in der Vermittlung und Analyse der Sozialtheorie Lateinamerikas, der Diversität, Intersektionalität, Subalternität und Alterität im Kontext von indigenen Gesellschaften. In diesem Kontext arbeitet sie zu Konzepten von Gemeinschaft, Wissen aus indigener Perspektive, Transfers und ihrer Einbettung im Rahmen globaler Prozesse wie Klimawandel und Feminismus sowie zu den theoretischen Ansätze indigener Intelektueller, sowohl von Wissenschaftler:innen als auch anderer Denker:innen.

Im Zusammenhang mit Minderheiten, Diversität von sexueller Orientierung und Klimawandel entstehen oft Diskussionen über Rechte sowohl für das Individuum, Kollektive oder sogar für die Natur. Bruno Latour schreibt in seinem Buch “Kampf um Gaia”: Die Wälder, die Luft und die Meere bräuchten Rechte, ein „Parlament der Dinge“ würde die Zweiteilung von Natur und Gesellschaft aufheben und eine Neuordnung des Kollektivs vornehmen, das dann aus Menschen und nicht-menschlichen Wesen zusammengesetzt wäre. In unterschiedlichen Berichterstattungen sehen wir wie indigene Gruppen gegen Extraktivismus kämpfen, und dabei die Anerkennung ihrer Rechte als eigentliche historische Besitzer bestimmter Territorien durchsetzen wollen. Gleichzeitig werden sie in internationalen Foren als wichtige Akteure gehandelt, um den Klimawandeln zu stoppen. In Deutschland ziehen die erste Transfrauen ins Parlament, sie werden gefeiert, aber auch kritisiert und diskriminiert. Worin besteht die Diskrepanz zwischen diesen Fällen? Was sagt dies über Vorstellungen von Menschenrechten aus? Sind es Privilegien für bestimmte Individuen oder Kollektive oder können sie anders gedacht werden.
In diesem Zusammenhang möchten wir in einem transregionalen Vergleich anhand solcher Beispiele diskutieren, wann, wo und für wen in der sozialen Realität welche Rechte gelten unter Berücksichtigung der Tatsache, dass wir weltweit in einem kolonial geprägten System von Ungleichheiten (im Sinne der dekolonialen Ansätze) leben.

Termine:

Dienstag, 10:00-12:00, erste Lehrveranstaltung 04.04.2023

Raum: Von-Melle-Park 9 A315

Queeres Gender in der Literatur – Butch, Femme, Trans

mit Dr. Jara Schmidt & Clara Rosa Schwarz

Dr. Jara Schmidt ist Literaturwissenschaftlerin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg. Nach einem Studium der Anglistik, Germanistik und Neueren Geschichte promovierte sie in der Germanistik (Interkulturelle Literaturwissenschaft) mit der Arbeit Literarische Narreteien. Karnevaleske Strategien in deutsch- und englischsprachigen Migrationsromanen der Gegenwart (2019). Ihre Forschungsschwerpunkte sind: postmigrantische und postkoloniale Diskurse in Literatur und Kultur; Gender Studies; Queer Studies; Hexenforschung.

Clara Schwarz promoviert in der Soziologie der Uni Freiburg und erforscht die Rolle und Entwicklung queerer Freund*innenschaft während der Corona-Pandemie. Clara hat einen Master in Gender & Sexuality Studies sowie einen Bachelor in Soziologie. Clara forscht zu und interessiert sich für queere Freund*innenschaften, queere Carearbeit, sowie Femme Studies und queere Literaturgeschichte.

1993 veröffentlicht und mittlerweile ein Klassiker der queeren Literatur feiert Leslie Feinbergs Roman Stone Butch Blues 2023 sein 30-jähriges Publikationsjubiläum. Der Roman wird als Initiator der Trans Studies betrachtet und trug zu einer Verschiebung vom Sprechen über trans Menschen zu vermehrter Sichtbarkeit von trans Stimmen in Gesellschaft und Wissenschaft bei. Zu Beginn der 1990er-Jahre wurden in den USA außerdem die Queer Studies als interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Forschungsrichtung etabliert, die mithilfe einer Queer Theory – also einer ›schrägen‹, ›verqueren‹, die Gesetzmäßigkeiten hinterfragenden Theorie – sexuelle Identitäten und sexuelles Begehren kritisch untersucht. Dabei werden Machtformen und Normen, bspw. die Annahme einer Binarität von Männlichkeit vs. Weiblichkeit oder Heterosexualität vs. Homosexualität sowie eine heteronormative Sozialisierung, analysiert und dekonstruiert.

Die Lehrveranstaltung ermöglicht den Studierenden anhand von Prosatexten – neben Stone Butch Blues wird zudem Lou Conradis Baby Butch (2019) gelesen –, Lyrik sowie wissenschaftlichen Beiträgen einen Zugang zu queerer Literatur. Die zentralen Themen orientieren sich dabei insbesondere an der Schnittstelle von Sexualität und Geschlecht sowie ihrer Beziehung zu Race und Klasse. Die Studierenden lernen die Geschichte von Femme/Butch-Dynamiken kennen, setzen sich mit (trans) Geschlechtlichkeit auseinander und betrachten anhand literarischer Texte die Entwicklung dieser Thematiken in den letzten 30 Jahren.

Die beiden Dozierenden organisieren außerdem gemeinsam mit Dr. Michaela Koch (Zentrum Gender & Diversity) am 5. und 6. Mai 2023 eine Tagung zum 30. Jubiläum von Stone Butch Blues (https://zgd-hamburg.de/projekte/30-jahre-stone-butch-blues/). Die Studierenden sollen an zwei Panels ihrer Wahl sowie dem Keynote-Vortrag der Tagung teilnehmen; dies ersetzt drei Seminarsitzungen.

Studienleistungen sind die regelmäßige aktive Teilnahme am Seminar, eine sorgfältige Vorbereitung der Seminarlektüren sowie in Kleingruppen die Übernahme eines Referats und das Verfassen eines Tagungsberichts. Die Prüfungsleistung erfolgt in Form einer Hausarbeit (10–15 Seiten).

Als Lernplattform wird OpenOlat genutzt. In dem dort erstellten Seminarraum sind die Seminarmaterialien, Kommunikations- und Kollaborationsmöglichkeiten zu finden. Nicht-UHH Angehörige beantragen eine OpenOlat-Kurzzeitkennung beim ZGD.

Seminarlektüre (bitte anschaffen, weitere Texte werden digital zur Verfügung gestellt):

Lou Conradi: Baby Butch

Leslie Feinberg: Stone Butch Blues (die engl. Originalfassung ist online frei verfügbar unter: https://www.lesliefeinberg.net/; die dt. Fassung muss ggf. angeschafft werden)

Literaturhinweise:

Baumgartinger, Persson Perry: Trans Studies. Historische, begriffliche und aktivistische Aspekte. Wien: Zaglossus 2017.

Bergmann, Franziska / Franziska Schößler / Bettina Schreck (Hg.): Gender Studies. Bielefeld: transcript 2012.

Fuchs, Sabine (Hg.): Femme! radikal – queer – feminin. Berlin: Querverlag 2009.

Fuchs, Sabine (Hg.): Femme/Butch. Dynamiken von Gender und Begehren. Berlin: Querverlag 2020.

Halberstam, Jack: Female Masculinity. Durham: University Press 2019.

Schößler, Franziska: Einführung in die Gender Studies. Berlin: Akademie 2008.

Anmeldung: UHH-Studierende melden sich zu dieser Veranstaltung über STINE (>Studium Generale) an. Nicht-UHH-Studierende melden sich per E-Mail bei den beiden Lehrenden.

Diese Lehrveranstaltung wird im Programm „Lehrteams zur Entwicklung und Erprobung fachübergreifend ausgerichteter Lehrangebote“ des Zentrums für interdisziplinäre Studienangebote (ISA-Zentrum) gefördert.

Detailaufnahme einer modernen Hausfassade

Wintersemester 2022/2023

ISA-200.005 Antisemitismus und Geschlecht

mit Randi Becker

Randi Becker studierte Sozialwissenschaften, Soziologie und politische Theorie in Gießen, Darmstadt und Frankfurt am Main. Sie ist Doktorandin der Soziologie an der Universität Passau und arbeitet als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten. Hauptamtlich ist sie Dozentin der politischen Bildung an einem staatlichen Bildungszentrum. Sie schreibt, forscht und lehrt vor allem zu den Themen Antisemitismus, Sexismus und Rassismus sowie zu Geschlechterverhältnissen im Nationalsozialismus.

Aktuelle Antisemitismusforschung widmet sich zunehmend auch intersektionalen Betrachtungen, die Antisemitismus in Verschränkungen mit Geschlecht in den Blick nehmen. Antisemitismus ist dabei nach Karin Stögner selbst eine intersektionale Ideologie, die immer auch mit Zuschreibungen und Vorstellungen von „Rasse“, Klasse und Geschlecht verbunden ist. Spezifisch den Verschränkungen im Hinblick auf Geschlecht geht das Seminar nach. Dabei werden zuerst Grundlagen der Antisemitismusforschung vermittelt (Block 1 „Grundlagen der Antisemitismusforschung“), die in Block 3 („Antisemitismus im Feminismus“) den Blick auf spezifisch feministische Formen des Antisemitismus ermöglichen. Block 2 („Verschränkungen von Antisemitismus und Sexismus“) gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, Antisemitismus in seinen Verschränkungen mit Sexismus und Geschlechterstereotypen zu begreifen. So werden im Seminar umfassend verschiedene Verschränkungen von Antisemitismus und Geschlecht, sowohl historisch als auch aktuell, in den Blick genommen und kritisiert.

Termine:

  • Fr, 21.10. 16-18 Uhr, digital
  • Sa, 5.11. 9-16 Uhr, digital
  • Fr, 9.12. 14-18 Uhr, Präsenz, Von-Melle-Park 8, Raum 106
  • Sa, 10.12. 9-16 Uhr, Präsenz, Von-Melle-Park 8, Raum 08
  • Fr, 27.1. 14-18 Uhr, Präsenz, Von-Melle-Park 8, Raum 205
  • Sa, 28.1. 9-16 Uhr, Präsenz, Von-Melle-Park 8, Raum 205

Die Anmeldung zu diesem Seminar ist abgeschlossen.

ISA-200.007 Intersektionalität /Diversity im Kontext von Identität, Migration und Othering-Prozessen

mit Simone Borgstede, PhD.

Simone Beate Borgstede ist Soziologin und Historikerin. Sie organisiert Seminare zu Feminismus in postkolonialer Perspektive und Rassismus im Kontext von Flucht/Migration. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Rassismus und soziale Bewegungen. Insbesondere interessiert sie sich dafür wie wir Rassismus, Sexismus und Klassismus und ihre Überschneidungen alltäglich überwinden können.

Simone lebt seit 39 Jahren in der St. Pauli Hafenstr. Sie wehrt sich mit anderen Nachbar:innen gegen die rassistischen Kontrollen in ihrer Nachbarschaft und engagiert sich zusammen mit geflüchteten und migrantischen Frauen für gegenseitigen Respekt und gleiche Rechte für alle.

Wir starten mit einer theoretischen Auseinandersetzung zu Intersektionalität und Diversity, wesentlichen Konzepten zum Verständnis sozialer Ungleichheiten in ihrem Zusammenwirken in der aktuellen feministischen Theoriebildung. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen analysieren wir die Herausbildung des Konstrukts von ‚Wir’ und ‚die Anderen’ in Antike und Aufklärung. Wir diskutieren soziologische und literarische Texte zu Identität und Migration und setzen uns mit der Bedeutung von Intersektionalität und Diversity im Kontext von Othering-Prozessen auseinander. Wir reflektieren was passiert, wenn wir von Identitäten ausgehen, die sich als Prozess entwickeln, nicht immer widerspruchsfrei; Identitäten, die sich überlagern und so neue Ausgangsorte schaffen. Wir untersuchen wie diese Konzepte sich zum Verständnis migrantischen Widerstands eignen und in Bezug darauf, wie sich Geflüchtete aktuell selbst repräsentieren.

Das Seminar ist als Lektürekurs angelegt. Die Seminardiskussionen werden eingeführt durch Referate der Teilnehmenden, die durch die Lehrende unterstützt werden. Das Seminar fördert kritisches Lesen und Durchdringen theoretischer Ansätze. Die Studierenden setzen sich mit Identitätsbildung in einer globalisierten Welt auseinander und haben die Möglichkeit, eigene Erfahrungen damit, zu den ‚Anderen’ gemacht zu werden aus ihrem Alltag einzubringen und gemeinsam zu reflektieren.

Ich begreife das Seminar als Ort an dem ein Instrumentarium erarbeitet wird, dass es den Teilnehmenden erlaubt die Herausbildung von Othering-Prozessen in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse, die Klassenzugehörigkeit wie die Konstruktion rassistischer Zuschreibungen und was das für Identität bedeutet intersektional zu analysieren und als historisch umkämpft zu verstehen.

Termine: Wöchentlich, Donnerstag, 10-12 Uhr, erster Termin: 20.10.22 / letzter Termin: 02.02.23

Das Seminar findet digital statt.

Dieses Seminar gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

Die Anmeldung zu diesem Seminar ist abgeschlossen.

ISA-200.008 Black, Queer, African. Transnationale Literaturen als safe space für (Re-)Imagination, Vision und Kritik

mit Dr. Ricarda de Haas

Ricarda de Haas promovierte an der Bayreuth International Graduate School for African Studies (BIGSAS) mit einer Arbeit zu Performance Poetry und Social Media im südlichen Afrika (Monographie 2018, Wissenschaftsverlag Trier). Sie unterrichtete Gender Studies am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Philipps-Universität Marburg. Von 2017-2020 war sie Univ.-Lektorin für Afrikanische Literatur am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Performance Studies, Inter/Medialität in Afrikanischen Literaturen und Kulturen, Gender Studies sowie Postcolonial Studies. Ihr derzeitiges Forschungsprojekt untersucht Mediale Überschreitungen in Digitalen Literaturen und Kulturen Afrikas und der afrikanischen Diaspora.

Monographie: Spoken Word Goes Digital. Performance Poetry und Social Media in Harare (Simbabwe) und Johannesburg (Südafrika). LuKA – Literaturen und Kunst Afrikas. Wissenschaftsverlag Trier, 2018.

Mit ihrer pointierten Aussage “Homosexuality is not Un–African, what is Un–African is homophobia” wendet sich die kenianische Filmemacherin Wanuri Kahiu gegen das Vorurteil, afrikanische Homosexualität(en) seien ein Effekt des Kolonialismus, und bezieht sich implizit auf Stimmen, die wie der südafrikanische Schriftsteller Zakes Mda Formen gleichgeschlechtlicher Liebe in Afrika bereits in der vorkolonialen Zeit als Teil afrikanischer Lebensrealität ansiedeln. Die Teilnahme Kahius Debütfilm „Rafiki“ am Filmfestival in Cannes und ihre erfolgreiche Klage gegen das Aufführungsverbot in Kenia zeugen von einem zunehmenden Interesse an Repräsentaitonen queerer Lebensformen. Nicht nur in Kenia, auch in Nigeria, Südafrika, Simbabwe u.a. werden vermehrt Werke produziert, die Homosexualität positiv und in großer Varianz darstellen. Für Sichtbarkeit von LGBT+ in Literatur, Theater, bildender Kunst und Film setzen sich auch transnationale und afrodiasporische Künstler*innen ein. Sie intervenieren einerseits in globale queere Diskurse, andererseits hinterfragen sie heteronormative Positionen afrikanischer Provenienz.

Im Seminar widmen wir uns zeitgenössischen erzählerischen, performativen und filmischen Werken, die queeren Alltag, alternative Identitätsentwürfe oder Verortung in der lokalen und globalen Community thematisieren, aber auch Erfahrungen von transition, Marginalisierung und Diskriminierung beschreiben.

Studierende wählen aus der Liste der Primärtexte Werke aus, die sie in Referaten ausführlich vorstellen möchten. Gruppenarbeit für Referate ist möglich, aber nicht Bedingung. Darüber hinaus werden zur Vorbereitung auf die jeweiligen Sitzungen (überwiegend englische) Leseproben, Filmausschnitte bzw. digitale Quellen bereit gestellt.

Primärtexte (zur Auswahl)

Romane

  • Emezi, Akwaeke. Freshwater. Grove Atlantic, 2018.
    [deutsch: Süßwasser. Übers. von Anabelle Assaf und Senthuran Varatharajah. Eichborn, Frankfurt/M. 2018]
  • Huchu, Tendai. Hairdresser of Harare. Freight Books, 2013.
    [deutsch: Der Friseur von Harare, Übers. von Jutta Himmelreich, Peter Hammer Verlag 2011]
  • Okparanta, Chinelo. Under the Udala Trees. Granta Books, 2016.
    [deutsch: Unter den Udala Bäumen, Übers. von Maria Hummitzsch und Sonja Finck, Verlag Das Wunderhorn, 2018]
  • Popoola, Olumide. When We Speak of Nothing. Cassava Republic Press, 2017.
  • Biskaya: afropolitaner Berlin-Roman. Zaglossus, 2016.

Kurzgeschichten/ Gedichte/ Film/ Comic

  • Collab, Qintu. ..: Graphic Short Stories about Everyday Queer Life in Southern and Eastern Africa. MaThoko’s Books, 2019.
  • Kahiu, Wanuri. Rafiki. Big World Cinema/Afrobubblegum/MPM Films/Schortcut Films/Ape&Bjørn/Rinkel Film/Razor Film Production GmbH/Tango Productions, 2018.
  • Martin, Karen, und Makhosazana Xaba. Queer Africa: new and collected fiction. African Books Collective, 2013.
  • Mwachiro, Kevin, u.a. Invisible: Stories from Kenya’s Queer Community. Aufl., Goethe-Institut Kenya, Native Intelligence, 2014.
  • Nyeko, Monica Arac de. Jambula Tree and Other Stories: The Caine Prize for African Writing 8th Annual Collection. New Internationalist, 2008.
  • Putuma, Koleka. Collective Amnesia. UHlanga, 2017.
    [deutsch: Kollektive Amnesie, Übers. von Paul-Henri Campbell, Verlag Das Wunderhorn, 2020]
  • Wainaina, Binyavanga. I Am a Homosexual, Mum. A lost chapter from One Day I Will Write About This Place. https://africasacountry.com/2014/01/i-am-a-homosexual-mum/. Retrieved 19/02/2022.

Termine:

  • 28.10., 12-14 Uhr (digital)
  • 18.11., 12-18 Uhr (Präsenz), Bogenallee 11, Raum 311
  • 02.12., 12-18 Uhr (Präsenz), Von-Melle-Park 8, Raum 213
  • 16.12., 12-18 Uhr (Präsenz), Von-Melle-Park 8, Raum 208
  • 03.02.23, 12-18 Uhr (Präsenz), Von-Melle-Park 8, Raum 07

Die Anmeldung zu diesem Seminar ist abgeschlossen.

ISA-200.009 The Art of Failure / Die Kunst des Scheiterns

mit Karin Michalski

Karin Michalski arbeitet als Künstlerin und Film- und Videokunstkuratorin in Berlin. Sie war mit ihren Film- und Videoarbeiten an zahlreichen Festivals und Ausstellungen beteiligt u.a. mit The Alphabet of Feeling Bad (2012), working on it (2008), Monika M. (2004), Pashke und Sofia (2003) und women videoletters – a second text on war and globalization (2004). 2016 gab sie die Künstler-Edition An Unhappy Archive (Edition Fink, Zürich) heraus und 2015 das Buch I is for Impasse. Affektive Queerverbindungen in  Theorie_Aktivismus_Kunst (bbooks, Berlin), sowie 2011 das Fanzine FEELING BAD – queer pleasures, art & politics.

Welche Vorstellungen von Erfolg und anerkannter Wissensproduktion prägen unsere Arbeit und Projekte? Was bedeutet es, wenn ein Projekt angeblich gescheitert ist? So manche Ereignisse, die für Arbeitsprojekte und Prozesse nicht geplant waren, können diese schließlich prägen oder auf interessante Weise beeinflussen. Hier stellt sich auch die Frage nach dem, was wir unter Erfolg bzw. Scheitern verstehen und wie der Rahmen für diese Sichtweise angelegt ist. Jack Halberstam schlägt vor, Raum für das Unerwartete zu lassen und einen Modus des transformativen Denkens und kreativ Arbeitens, der sich in Bewegung befindet zwischen ‚high theory and low theory, high culture and low culture‘, der sich auch anderer als konventioneller Archive bedient und auf mehreren Ebenen gleichzeitig agiert, sei es z.B. auch durch Anleihen aus Pop-Kultur und Avantgarde-Performances.

„Failure sometimes offers more creative, cooperative, and surprising ways of being in the world, even as it forces us to face the dark side of life, love, and libido.” (Jack Halberstam) Ausgangspunkt dieses Seminars ist dabei auch die Analyse von sozialen Hierarchien, die durch Normen von Gender, Sexualität und „whiteness“ produziert werden.

Das Seminar wird sich mit Beispielen der Film-, Video- und Performance-Kunst beschäftigen und diese mit kulturwissenschaftlichen Texten in Verbindung setzen aus den Bereichen der queer und postcolonial/decolonial theory, in denen Momente des Scheiterns aufgegriffen und hinsichtlich ihres Potentials und ihrer unerwarteter Folgen durchgespielt werden. Nicht nur für wissenschaftliche, sondern auch für künstlerische Projekte stellt sich die Frage, welche teils produktiven Ausdrucksformen „Failure“ annehmen könnte. 

Termine:

  • 18./19. 11: Freitag 12-18 Uhr, Samstag 10-16 Uhr, digital
  • 9./10.12.: freitags 12-18 Uhr, samstags 10-16 Uhr, digital

Die Anmeldung zu diesem Seminar ist abgeschlossen.

ISA-200-010 Feministische Epistemologien des Südens

mit María Guadalupe Rivera Garay

Maria Guadalupe Rivera Garay ist Hñähñu (ein indigenes Volk aus Zentralmexiko). Sie hat ihren Bachelor (Licenciatura) in Soziologie mit dem Schwerpunkt Bildung in Mexiko-Stadt studiert. In Deutschland hat sie ihren Titel als Diplom-Soziologin an der Universität Bielefeld erworben, mit den  Schwerpunkten Geschlechterforschung, Entwicklungssoziologie und qualitative Methoden. Zurzeit schließt sie ihre Promotion an der Fakultät für Soziologie in Bielefeld ab. Sie arbeitet als Referentin für Globales Lernen, als Dozentin und macht auch Übersetzungsarbeit.

Ihre wissenschaftlichen Interessen liegen in der Forschung zu Migrationsprozessen von ethnischen Minoritäten und der Genderdimension, Transnationalität und Translokalität sowie auf sozialen Ungleicheiten in globalen Süden. Genderfragen und Feminismen im Kontext von Kolonialität und Dekolonialität sind ein weiterer wichtiger Forschungsbereich. Eine ihrer zentralen Interessen liegt in der Vermittlung und Analyse der Sozialtheorie Lateinamerikas, der Diversität, Intersektionalität, Subalternität und Alterität im Kontext von indigenen Gesellschaften. In diesem Kontext arbeitet sie zu Konzepten von Gemeinschaft, Wissen aus indigener Perspektive, Transfers und ihrer Einbettung im Rahmen globaler Prozesse wie Klimawandel und Feminismus sowie zu den theoretischen Ansätze indigener Intelektueller, sowohl von Wissenschaftler:innen als auch anderer Denker:innen.

Ist die Bedeutung von Feminismus für alle gleich? Wird er in anderen Kontexten anders interpretiert oder gibt es Besonderheiten je nach Kontext oder Position? Was heißt eigentlich Feminismus oder Feministin zu sein? Was bewegt uns Menschen, uns als Feminist:innen zu positionieren? Denn es stimmt zwar, dass der Feminismus eine globale soziale Bewegung ist, die sich für die Überwindung der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern einsetzt und schon große Erfolge erzielt hat. Trotzdem wird der größte Teil der Bewegung meist im sog. Globalen Norden entwickelt, diskutiert, finanziert und propagiert. Aus diesem Grunde stellt sie sich oft als eine homogenisierende, eurozentrische und einseitige Bewegung dar, die vorrangig in städtischen, akademischen Bereichen, heterosexuellen Milieus und der Mittelschicht entsteht und agiert. Deswegen ist es von großer Bedeutung zu schauen, ob es andere Interpretationen gibt, in anderen Kontexten und wie er durch andere Akteure:innen diskutiert und analysiert wird.

Diese unterschiedlichen Fragen werden wir im Seminar diskutieren und anhand eines Fokus auf „Epistemologias del Sur“ analysieren, indem wir versuchen, Epistemologien des Südens besonders aus Lateinamerika zu diskutieren und diese neu oder anders zu denken, damit wir die Möglichkeit haben, Interpretationen zum Beispiel des Feminismus anders zu verstehen. Besondere Ansätze werden hier jene von dekolonialen Theoretiker:innen, Indigenen Feministinnen und Afrolateinamerikaner:innen sein, aber wir werden auch postkoloniale Feministinnen und Afrikanische Feministinnen wie Chimamanda Adichie oder Oyeronke Oyewumi in den Blick nehmen

Die Veranstaltung findet in Präsenz statt.

Termine: Wöchentlich, Montag, 10-12 Uhr; erster Termin: 17.10.22 / Letzter Termin: 30.01.22

Raum: Ü35-01043 (E) Überseering 35, 1. Stock. Hier geht es zur Übersicht.

Die Anmeldung zu diesem Seminar ist abgeschlossen.

Detailaufnahme einer modernen Hausfassade

Sommersemester 2022

Diversity & Intersectionality: Theoretische Perspektiven und analytische Konzepte

mit Robel Afeworki Abay

Robel Afeworki Abay positioniert sich als afro-deutscher und queer-feministischer Aktivist. Zurzeit promoviert er im Zentrum der Inklusionsforschung (ZfIB) der Humboldt-Universität zu Berlin: https://zfib.org/de/beteiligte. Das Erkenntnisinteresse seines partizipativen Dissertationsprojekts liegt darin, die theoretischen und empirischen Teilhabediskurse über BIPoC mit Behinderungserfahrungen im Kontext der Erwerbsarbeit zu schärfen und entfalten. Zuvor studierte er Soziologie und Politikwissenschaften an der Addis Ababa University, Äthiopien und Cardiff University, Wales, UK sowie Soziale Arbeit an der Universität Kassel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich und politisch-aktivistisch mit den Themen: Intersektionalität; Rassismus & Ableism; Gender, Queer and Disability Studies; Partizipative Forschung; Postkoloniale Theorien & Dekoloniale Ansätze; Klimagerechtigkeit; Migrations- und Diversitätsforschung.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionaltätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Eine kritisch-reflexive und herrschaftskritische Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen wie z.B. Rassismus, Ableism, (Hetero)Sexismus und Homonationalismus ist insbesondere vor dem Hintergrund aktueller politischen Diskursverschiebung von großer Relevanz für die Selbstpositionierung sowie für Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung, da die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen auch fatale Einflüsse auf die praktische Arbeit mit den Betroffenen sowie für die wissenschaftliche Forschung sozialer Ungleichheitsverhältnisse haben.

Die Erörterungen ausgewählter Seminarlektüre erfolgen auf der Grundlage der theoretischen Ansätze von Diversity & Intersectionality, die einen herrschafts- und dominanzkritischen Zugang zu Kontexten und Modalitäten der Herstellung, Aktualisierung und Reproduktion patriarchal-heteronormativer Strukturen und sozialer Ungleichheitsverhältnisse ermöglichen:

  1. Intersektionalität: Zum einen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit, Schule oder Beratungsstelle wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), be-hinderten und queeren Communities darstellen, die durch machtvollen Zuschreibungen als ,,die Anderen“ konstruiert und von einer gleichberechtigter Teilhabe an der Gesellschaft ausgegrenzt bzw. ausgeschlossen werden.
  2. Diversity: Zum anderen werden wir im Seminar über die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen marginalisierter Communities in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft kritisch hinterfragt.

Auf dieser Basis werden Teilnehmende des Seminars zentrale Grundlagen der intersektionalen Ungleichheits- und Diversitätsforschung (Diversity & Intersectionality) kennenlernen sowie theoretische Überlegungen mit der Praxis sinnvoll in Verbindung zu setzen.

Termine: Online; unregelmäßig Donnerstags: 14-18 Uhr, : Termine: 07.04.; 21.04.; 12.05.; 19.05.; 09.06.; 23.06. & 07.07.

Die Anmeldung zu diesem Seminar erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD (Eintrag am 04.04.2022).

Dieser Kurs gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

Intersektionalität und Diversity: Positionen und Kritik

mit Agnes Böhmelt

Agnes Böhmelt studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft und Gender Studies, außerdem einige Semester Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sie arbeitet zu Machtverhältnissen, wobei Schwerpunkte neben Foucault vor allem auf poststrukturalistisch und queer_feministisch informierter Subjekt- und Kategorienkritik und Intersektionalität liegen. Aktuell denkt sie auch mal wieder über Cyborgs und deren subversive Potenziale nach.

Intersektionalität handelt von vielfältigen Verschränkungen gesellschaftlicher Machtverhältnisse und multiplen Differenzen. Ausgegangen wird davon, dass sexualisierte/gegenderte und rassifizierte Positionen, Klasse/Schicht/sozialer Status sowie auch Befähigung, Alter oder religiöse Zugehörigkeit bzw. -ordnung … verzahnt, ja inhärent plural verfasst sind und dieser Komplexität angemessen analysiert werden müssen. Diversity-Konzepte bemühen sich darum, solche Ansätze beispielsweise in Antidiskriminierungsarbeit und Gleichstellungspolitik praktisch zu implementieren. Während längst von einem Paradigma der Geschlechterforschung die Rede ist, wird andererseits eine Depolitisierung von Intersektionalität angesichts ihrer zunehmenden akademischen Institutionalisierung beklagt und Diversity dafür kritisiert, in neoliberaler Marktförmigkeit aufzugehen. Gefragt werden muss außerdem danach, ob auch intersektionale bzw. interdependente Kategorien in rasternden identitären Festlegungen erstarren. Das Seminar möchte Intersektionalität und Diversity historisch nachvollziehen, kritisch befragen und alternative Ansätze aufzeigen. Die Lehrveranstaltung findet in Präsenz statt.

Auftakt 08.04., 14-16 Uhr (digital), 2 x Blockwochenende Fr., 10.06. 12:00-18:00, VMP 9, Raum A315; Sa., 11.06., 10:00-16:00, VMP 9, Raum A 315; Fr., 24.06., 12:00-18:00, VMP 8, Raum 208; Sa. 25.06., 10:00-16:00, VMP 8, Raum 207.

Jeweils 12-18 Uhr (Präsenz). Abschlusssitzung 1.7. 14-16 Uhr (digital)

Die Anmeldung zu diesem Seminar erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD (Eintrag am 04.04.2022).

Interessierte werden gebeten, sich vorab per Mail mit Agnes Böhmelt in Verbindung zu setzen: agnes_boehmelt@gmx.de.

Dieser Kurs gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“

Gender, Knowledge, and Queer Theory

mit Clara Schwarz

Clara Schwarz promoviert in der Soziologie der Uni Freiburg und erforscht die Rolle und Entwicklung queerer Freund_innenschaft während der Corona-Pandemie. Clara hat einen Master in Gender & Sexuality Studies, sowie einen Bachelor in Soziologie. Claras forscht zu und interessiert sich für queere formen von (platonischen) Beziehungen, queere care arbeit, sowie femme studies und queere literaturgeschichte.

Das Seminar zielt auf eine Übersicht der Anfänge von Queer Theory und Gender Theory mit einer genuin intersektionalen Herangehensweise ab. Es werden Theorien und Texte gelesen und diskutiert, die normative Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität, Macht/Herrschaft und Wissensproduktion hinterfragen. Im Zentrum stehen Texte von Schwarzen, dekolonialen, queeren und trans Feminist_innen. Zum Seminarabschluss werden die Studierenden ein Essay von 1500 Wörtern (auf Englisch oder Deutsch) zu einem Thema ihrer Wahl verfassen, und dafür mindestens zwei der Theorien aus dem Seminar anwenden. Ziel des Seminars ist es, den Studierenden die Komplexität der Konzepte „gender“ und „queer“ zu vermitteln, und dabei auf kontextuelle, zeitliche und geografische Unterschiede einzugehen. Dazu sollen die Studierenden die Strukturen, in denen sie lernen und Wissen produzieren, hinterfragen, und normative Erwartungen an Geschlecht und Sexualität aufbrechen. Das Seminar wird hauptsächlich englischsprachige Literatur verwenden, und das Seminar selbst wird zweisprachig durchgeführt.

Studierende, die nicht an der UHH eingeschrieben sind, beantragen bitte eine UHH-Kennung, um Zugang zur online Lernplattform zu erhalten (s. „Beantragung einer UHH-Kennung„).

Dienstags, Uhrzeit: 16-18 Uhr, digital via zoom

Die Anmeldung zu diesem Seminar erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD (Eintrag am 04.04.2022).

Cyborgs, Mikroben und Blackboxes: Geschichte(n) der Feminist Science and Technology Studies

mit Jannis Steinke

Jannis Steinke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Braunschweig. Er forscht ethnografisch zu Praktiken der Objektivierung von KI-basierten Diagnose Apps. Jannis Steinke ist einer von drei Sprecher*innen der AG DIG*IT*AL der Deutschen Fachgesellschaft für Geschlechterstudien. Die Arbeitsgruppe diskutiert und interveniert aus diversitätskritischer und geschlechtertheoretischer Sicht in Technologien der Digitalisierung und bringt ihre Expertise in politische Abstimmungsprozesse zu Richtlinien für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz mit ein.

Jannis Steinke forscht und publiziert zu Themen des Neuen Materialismus, den Science and Technology Studies, dem französischen Poststrukturalismus und der dekolonialen Theorie. Er hat unterschiedliche Lehraufträge an unterschiedlichen Hochschulen zu den genannten Themen inne.

Die Science and Technology Studies sind mit ihrem Ansatz der Erforschung von Wissenschaft und Technik als Kondensation sozio-kultureller Faktoren (vgl. Bauer et al 2020, S. 13) eine Forschungsrichtung, die das Paradigma einer passiven Natur, die dann durch die Technologie bearbeitet und transformiert wird, aufgibt. Hiermit ist sie gerade auch für (queer)feministische Forschungsansätze und die Gender- und Diversity Studies höchst anschlussfähig. Binäre Geschlechtervorstellungen, die in der Maxime der passiven Natur und der aktiven Technik sedimentiert sind, können somit über den Shift von Wissenschaft als objektive Erkenntnisproduktion hin zu Wissenschaft als Politik auch in diesem Feld identifiziert, seziert und dekonstruiert werden. Es wird im Seminar zunächst darum gehen, die Geschichte der Science and Technology Studies von der ersten bis hin zur dritten Welle kurz nachzuzeichnen. Hierbei soll der Paradigmenwechsel von einem Neutralitätsverständnis von Technikwissenschaften hin zum Motto „Wissenschaft ist Politik mit anderen Mitteln“ (Latour), hin zu partizipativer Forschung nachgezeichnet werden.

Im Anschluss daran werden die Spezifika der feministischen STS herausgearbeitet, indem Donna Haraways hierfür wegweisende Schriften des Situierten Wissens und des Cyborg-Manifestes gemeinsam erarbeitet werden. Schließlich wird mit Susan Leigh Stars Ansätzen ein wichtiger Strang in den FSTS vorgestellt, der Ansätze Latours und Haraways miteinander verknüpft und als neues Forschungsparadigma produktiv macht. Das Seminar will sich abschließend mit Anwendungsbeispielen der Feminist STS beschäftigen und hierzu Auszüge aus Annemarie Mols aktuellem Werk „Eating in Theory“ (2021) lesen und diskutieren.

Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt und wird – wenn die Pandemiesituation es gestattet – in Präsenz durchgeführt.

Mo. 30.05.22, 16-18 Uhr: Auftakttreffen (virtuell); Fr., 01.07., 10:00-16:00, VMP 8, Raum 208; Sa, 02.07., 10:00-16:00, VMP 8, Raum 207; Fr., 08.07., 10:00-16:00, VMP 8, Raum 208; Sa., 09.07., 10:00-16:00, VMP 8, Raum 05

 
Die Anmeldung zu diesem Seminar erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD (Eintrag am 04.04.2022).
 
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Wintersemester 2021/2022

Geschlecht im Recht: Juristisch nicht zu lösen?

mit Laura Jacobs

Laura Jacobs ist Juristin und schreibt an ihrer Dissertation zu zivilem Ungehorsam. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundlagen des Rechts an der Bucerius Law School und Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Zu ihren Forschungsinteressen gehören Legal Gender Studies, materialistische Rechtstheorie und Rechtsdidaktik. Sie ist Mitbegründerin des Blogs staat-sex-amen.de

 

Das Recht gehört zu den grundlegenden Strukturmerkmalen der Gesellschaft. Es regelt beinahe den gesamten Alltag inkl. höchstpersönlicher und sensibler Lebensbereiche wie Geschlecht, Sexualität, Liebe, Familie, Karriere oder politische Mitbestimmung. Im Kurs wollen wir darüber diskutieren, welche Erwartungen das Recht dabei an Körperlichkeit und Begehren stellt. Während das Recht für die einen ein Garant für Gleichstellung ist, halten andere es für ein Instrument des Patriarchats. Wieder andere sehen das Recht als Terrain sozialer Kämpfe. Zentrales Anliegen des Kurses ist die Kenntnis eigener (subjektiver) Rechte und die Fähigkeit, diese zu mobilisieren.

Zu Beginn jeder Sitzung erarbeiten wir uns eine gemeinsame Diskussionsgrundlage. Ausgangspunkt kann ein Text(ausschnitt), ein Video(ausschnitt) oder ein Kurzvortrag sein.  Der Kurs bezieht wissenschaftliche Quellen und Gerichtsentscheidungen ebenso wie popkulturelle Zeugnisse mit ein. Alle Sitzungen sind so strukturiert, dass ausreichend Zeit für Diskussion und Austausch besteht.

Der Kurs ist offen für alle Interessierten – mit oder ohne juristische Vorkenntnisse.

Termin: Mittwochs, 14-16 Uhr (ab dem 13.10.21, digital)

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 01.10.2021. Die Anmeldephase beginnt am 01.09.2021 (First come, first served-Prinzip)

Intersektionalität an der Diskursverschiebung um Flucht/Migration

mit Simone Borgstede, PhD.

Simone Beate Borgstede ist Soziologin und Historikerin. Sie organisiert Seminare zu Feminismus in postkolonialer Perspektive und Rassismus im Kontext von Flucht/Migration. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Rassismus und soziale Bewegungen. Insbesondere interessiert sie sich dafür wie wir Rassismus, Sexismus und Klassismus und ihre Überschneidungen alltäglich überwinden können.

Simone lebt seit 39 Jahren in der St. Pauli Hafenstr. Sie wehrt sich mit anderen Nachbar:innen gegen die rassistischen Kontrollen in ihrer Nachbarschaft und engagiert sich zusammen mit geflüchteten und migrantischen Frauen für gegenseitigen Respekt und gleiche Rechte für alle.

In diesem Seminar geht es um das Verständnis von Intersektionalität und Diversity. Beide Konzepte sind aus Diskussionen feministischer Theorie nicht mehr wegzudenken. Dabei wird Intersektionalität eher als Analyse-Konzept miteinander verflochtener sozialer Ungleichheiten, die zu diversen Ausgrenzungsmechanismen führen, betrachtet, während Diversity eher als anwendungsbezogen gilt (z.B. als Diversity-Management) und deshalb auch als herrschaftserhaltend in die Kritik gerät. Durch eine Vermittlung und kritische Diskussion der Theoriegeschichte soll der Einstieg in Möglichkeiten der Anwendung auf aktuelle Entwicklungen und Diskurse aufgezeigt werden.

Exemplarisch wird Intersektionalität an der Diskursverschiebung um Flucht/Migration nach der Kölner Silvesternacht 2015/16 diskutiert, in der der Willkommensdiskurs durch einen Kriminalisierungs- und Abschiebungsdiskurs abgelöst wurde – vermittelt über eine Sexismuskritik, die den Sexismus ‚den Anderen’/Muslimen/Geflüchteten zuschreibt und im Kern rassistische Stereotype wie das des Schwarzen Vergewaltigers transportiert. Die Opfer sexualisierter Gewalt wurden durchgängig als weiß und deutsch imaginiert – sexuelle Übergriffe auf geflüchtete Frauen in den Massenunterkünften wurden nicht zum Thema.

Die Gedichte von May Ayim und Semra Ertan geben gute Einstiegsmöglichkeiten in die Diskussion der Entwicklung antirassistischer Initiativen von Kanak Attack bis zur Black Lives Matter Bewegung. Weitere aktuelle Entwicklungen werden durchgängig in den Textdiskussionen nach Interesse der Studierenden analysiert.

Das Seminar ist als Lektürekurs angelegt. Die Seminardiskussionen werden eingeführt durch Referate der Teilnehmenden, die durch die Lehrende unterstützt werden. Es geht dabei neben theoretischen Texten auch um Gedichte und Literatur, die mit diesen Konzepten arbeiten. In die Kursdiskussionen werden zusätzlich Bilder, Filmspots, Zeitungsartikel und anderes Material einbezogen. Das Seminar fördert kritisches Lesen und Durchdringen der theoretischen Ansätze und Zuspitzung der Thesen für die Kursdiskussion. Die Studierenden haben die Möglichkeit, eigene Erfahrungen aus ihrem Alltag in Bezug auf Sexismus, Rassismus, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, Klassenzugehörigkeit oder z.B. des Alters einzubringen und gemeinsam zu reflektieren und zu theoretisieren. Dabei werden die Konzepte der Intersektionalität und Diversity auf ihre Analysetauglichkeit hin untersucht.

Termin: Donnerstags, 10-12 Uhr (ab dem 14.10.2021, digital)

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 01.10.2021. Die Anmeldephase beginnt am 01.09.2021 (First come, first served-Prinzip)

Gender und Diversity in der Praxis. Strategien und Fallstricke im institutionellen und politischen Umgang mit Geschlecht und Vielfalt

mit Johanna Elle

Johanna Elle ist promovierende Kulturanthropologin, die in der Hochschulehre sowie in der politischen Bildungsarbeit für QueerSchool e.V. in Hamburg tätig ist. Die Themen zu denen sie forscht und lehrt bewegen sich zwischen Gender, Flucht und Aufnahmepolitiken, Feminismus und Popkultur sowie Anti-Diskriminierung und Diversity. Zuletzt hat sie als Co-Autorin für Pro Asyl einen Schattenbericht „ Zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Bezug auf geflüchtete Frauen und Mädchen in Deutschland“ verfasst: https://www.proasyl.de/news/istanbul-konvention-umsetzen-schutz-vor-gewalt-auch-fuer-gefluechtete-frauen-und-maedchen/

Im Seminar werden wir uns gemeinsam dem institutionellen und politischen Umgang mit Gender und Diversität sowie seinen Fallstricken widmen.

Im ersten Teil des Seminars werden wir Grundlagen zu Gender und Diversity sowie Intersektionalität, Partizipation und Empowerment als analytische Werkzeuge vertiefend kennenlernen. In einem zweiten Schritt wird das Wissen aus dem ersten Teil konkret angewendet: Gemeinsam untersuchen wir anhand aktueller Beispiele, wie in Deutschland mit Geschlecht, Sexualität und Vielfalt umgegangen wird. Mithilfe von konkreten Fällen (beispielsweise der Debatte um gendergerechte Sprache) beschäftigen wir uns u.a. mit folgenden Fragen:

Wie sehen Strategien zu gleichberechtigter Teilhabe und ein sensibler Umgang mit Vielfalt aus? Wie wirken sie sich aus? Welche Rolle spielen Empowerment, Partizipation oder Powersharing hier? Welche Schwierigkeiten und Fallstricke können sich auftun? Was ist z.B. Femonationalismus oder Pink Washing? Welche Rolle spielen intersektionale Sicht- und Handlungsweisen? Wer wird durch spezifische Maßnahmen angesprochen, wer wird sichtbar, wer bekommt einen Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe? Welche Alltagspraktiken, welche aktivistischen Kämpfe finden (keinen) Eingang in institutionelle Strategien?

Termine:

Vorbesprechung: 18.10., 12-14 Uhr, digital

Blockseminar: 06.11. (10-15 Uhr, VMP8 R05); 27.11. (10-15 Uhr, VMP8 R105); 11.12. (10-15 Uhr, VMP8 R05); 15.01. (9:15-17 Uhr, VMP08 R020)

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 01.10.2021. Die Anmeldephase beginnt am 01.09.2021 (First come, first served-Prinzip).

The Color of Sex

mit Dr. Michaela Wünsch

Michaela Wünsch ist Kulturwissenschaftlerin, Psychoanalytikerin in eigener Praxis und Verlegerin bei b_books in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Critical Race Studies, Queer Theory, Psychoanalyse, Medienphilosophie, Serialität und Fernsehen. Zu den jüngsten Publikationen gehören „Differentielle Serialität“, in Fernsehwissenschaft und Serienforschung. Theorie, Geschichte und Gegenwart (post-)televisueller Serialität, hg. v. Dominik Maeder, Denis Newiak, Herbert Schwaab, Springer 2021; „Serialität und Intertextualität“. In: Handbuch Filmtheorie, hg. v. Bernhard Groß, Thomas Morsch. Springer 2021; „Teleanalyse – Medien der Übertragung“, in Übertragungen. Zur Politik der Beziehungen, hg. v. Peter Lenhart, Harald Strauß, Gereon Wulftange, Manuel Zahn, Parodos Verlag 2021.

 

Um die wissenschafts- und kulturgeschichtliche Grundlage zu erarbeiten, auf dessen Hintergrund sich aktuelle Diskussionen um Race, Sex und Gender entfalten, wird im ersten Block den Prozessen nachgegangen, die Körper und Verhaltensweisen, die als „rassisch“, geschlechtlich und sexuell deviant markiert wurden, visuell und epistemologisch fassbar werden ließen. Der zweite Block konzentriert sich auf das Medium Film. Ausgehend von dem hashtag #oscarssowhite und #blacklivesmatter wird die Verwobenheit des US-amerikanischen Films mit Rassismus nachgezeichnet. Beispielhaft am Film „Birth of a Nation“ von 1915, der die Entstehung der US-amerikanischen Nation darzustellen beabsichtigt und dabei Whiteness privilegiert und Schwarze rassistisch abwertet und dem gleichnamigen Film von 2016, der die Geschichte der Sklaverei und den Widerstand dagegen nachzeichnet, werden filmwissenschaftliche Methoden wie Analyse der Narration und Ästhetik mit Rassismuskritik verbunden. In einem nächsten Block werden queere Gegenästhetiken vorgestellt, die die Brüchigkeit der Konstruktionen, wie sie im ersten Teil herausgearbeitet wurden, herausstellen. Auch hier wird die konstitutive Intersektionalität herausgestellt. Im letzten Block soll zum einen die Bedeutung der gesellschaftlichen Kategorien für die eigene Identitätsbildung herausgearbeitet werden und zum anderen die Bedeutung der Identität für die Theorieentwicklung am Beispiel der Psychoanalyse. Entgegen der häufig noch geläufigen Vorstellung, die Psychoanalyse sei männlich und europäisch weiß zentriert, sollen queere, schwarze und jüdische Positionen vorgestellt werden, die Subjekt, Geschlecht, Ethnizität und Sexualität zugleich dekonstruieren und entpathologisieren.

Die Methoden des Seminars sind interdisziplinär angelegt und umfassen Diskursanalyse, Wissenschaftsgeschichte, Filmanalyse, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Geschlechterforschung, Critical Race Studies und Psychoanalyse. Neben der Vermittlung von Theorieentwicklungen soll anhand aktueller Filmbeispiele und politischer Debatten die Verschränkung von Theorie und Praxis aufgezeigt werden. Der erste und letzte Block wird online unterrichtet, wegen des visuellen Materials wird eine intensive Wochenendphase(n) stattfinden. Die Studierenden sollten gute Englischkenntnisse besitzen.

Termine:

Vorbesprechung: 14.10., 15-17 Uhr

Blockseminar: 30.10. (10-18 Uhr); 20.11. (12-18 Uhr, VMP8 R020); 18.12. (10-18 Uhr)

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 01.10.2021. Die Anmeldephase beginnt am 01.09.2021 (First come, first served-Prinzip).

Aktuelle Ansätze und Debatten der Genderforschung und Intersektionalität im Rahmen von Friedensförderungsprozessen

mit Dr. Rosario Figari Layús

 

Kooperation mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) / Studiengang Peace and Security Studies (MA):

Das Seminar beschäftigt sich mit den aktuellen Ansätzen und Debatten der Genderforschung und Intersektionalität im Kontext von Konfliktdynamiken und Friedensförderungsprozessen. Dafür werden die grundlegenden Konzepte von Gender und Intersektionalität im Rahmen der Friedens- und Konfliktforschung aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive dargestellt. Außerdem wird sich in diesem Seminar mit den wichtigsten internationalen Rechtsinstrumenten zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt sowie zur Inklusion von Frauen in Entscheidungsprozesse der Friedensförderung auseinandergesetzt. Das Seminar bietet aus einer intersektionalen Perspektive eine Analyse der geschlechtsspezifischen Gewalt in Konfliktzeiten sowie des Umgangs mit ihren Folgen und Erklärungsmustern in Post- Konflikt-Kontexten. So wird sich zeigen, dass bestimmte Formen geschlechtsspezifischer Gewalt stark kritisiert und in die Öffentlichkeit gebracht werden, andere aber unsichtbar bleiben, naturalisiert und sogar von großen Teilen der Bevölkerung legitimiert werden. Während des gesamten Kurses werden konkrete Fallstudien analysiert, um Bandbreite, Kluft und Widersprüche zwischen dem Kampf, den Errungenschaften und Erfolgen der Frauenbewegung hinsichtlich internationaler Normen einerseits und den Herausforderungen ihrer effektiven Umsetzung in Friedens- und Kriegszeiten andererseits zu veranschaulichen. Hierbei stellen sich eine Reihe von Fragen: Welche Rolle spielen Gender und Intersektionalität bei der Ausübung von Gewalt in bewaffneten Konflikten? Wie werden diese Gewalt und ihre Opfer in den sozialen Stereotypen von Frauen und Männern in bewaffneten Konflikten repräsentiert? Welche Rollen und Partizipationsansätze von bzw. für Frauen in friedensfördernden Kontexten gibt es? Welche Genderperspektiven beinhalten Mechanismen der Transitional Justice, um mit den Folgen von geschlechtsspezifischer Gewalt nach Diktaturen und bewaffneten Konflikten umzugehen? Beinhalten die Transitional-Justice-Instrumente bei ihre Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung ausreichend intersektionale Perspektiven?

Blockseminar Sat 30.10 (10.00-18.00), Sat 20.11 (14.00-18.00), Sun 21.11 (14.00-18.00)

Die Anmeldung für diesen Lehrauftrag erfolgt über das Portal des IFSH: https://webpss.ifsh.de/register/346587344

Registrieren Sie sich dort mit Benutzungsnamen und Kennwort. Nach Login gelangen Sie auf die Seite „Personendaten bearbeiten“. Relevant ist der Menüpunkt “Lehrveranstaltungen belegen.“

Anmeldephase: 14.09.2021 bis 05.10.2021

Detailaufnahme einer modernen Hausfassade

Sommersemester 2021

Ressentiments. Interdisziplinäre sozialwissenschaftliche Forschungen zu Antisemitismus, Rassismus & autoritärer Politik

mit Florian Hessel

Florian Hessel ist Sozialwissenschaftler und lebt in Hamburg. Schwerpunkte von Forschung, Lehre und Publikation liegen in den Bereichen Politische Psychologie, Wissenschaftssoziologie und kritische Gesellschaftstheorie. Er unterrichtet als Lehrbeauftragter Sozialtheorie und Sozialpsychologie, u.a. an der Ruhr-Universität Bochum, und ist als freier Referent und wissenschaftlicher Berater in der politischen Bildung und Antisemitismusprävention tätig. Er ist Gründungsmitglied von Bagrut e.V. Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins.

Weiteres zu Biografie und Publikationen: https://www.sowi.rub.de/soztheo/team/hessel.html.de

 

 

 

Im Seminar werden Formen rassistisch, antisemitisch, antifeministisch und anders legitimierter Gewalt gegen Menschen in Wort und Tat thematisiert.

Ressentiments und Vorurteile gehören zu den Grundbeständen moderner, diverser und heterogener Gesellschaften und zu ihren aktuellsten und drängendsten Problemen: Sie legitimieren Ablehnung, Diskriminierung, Ausgrenzung – Gewalt in Wort und Tat. Angetrieben insbesondere durch die von Rassismus, Antisemitismus und autoritärer Politik ausgehende Gewalt, bemühen sich Sozialwissenschaftler*innen seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit verschiedensten empirischen und theoretischen Ansätzen um ein differenziertes Verständnis dieser Phänomene: Sind Ressentiments in erster Linie gesellschaftlich oder psychologisch begründet? Beziehen sie sich vor allem auf bestimmte Gruppen bzw. Gruppenkonflikte oder sind sie kognitiv strukturiert?

Anhand wichtiger Ansätze und Studien der Soziologie und der Sozialpsychologie, der Geschichtswissenschaft, der Psychoanalyse und der empirischen Sozialforschung wird das Seminar in die Entstehung, Entwicklung und Verschränkung, die (politische) Funktion und mögliche Formen insbesondere von Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus sowie in deren wissenschaftliche Erforschung und pädagogische Prävention einführen.

Literatur (weitere wird im Seminar bekanntgegeben):

Institut für Sozialforschung (1956/1974). Vorurteil. In Soziologische Exkurse. Nach Vorträgen und Diskussionen (3. Auflage, S. 151–161). Frankfurt am Main/Köln: Europäische Verlagsanstalt.

Digitale Vorbesprechung: Do, 15.04., 16 Uhr ct.

Termine: Fr, 28.05.; Sa, 29.05.; Fr, 18.06.; Sa, 19.06. jeweils Fr, 12-18 Uhr und Sa, 11-18 Uhr.

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 31.03.2021. Die Anmeldefrist ist am 30.03.2021.

Intersektionalität und Diversity: Herrschaftskritische Konzepte zur Analyse sozialer Ungleichheitsverhältnisse

mit Robel Afeworki Abay

Robel Afeworki Abay positioniert sich als afro-deutscher und queer-feministischer Aktivist. Zurzeit promoviert er am Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor studierte er Soziologie und Politikwissenschaften an der Addis Ababa University, Äthiopien und Cardiff University, Wales, UK sowie Soziale Arbeit an der Universität Kassel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich und politisch-aktivistisch mit den Themen Rassismus- und Herrschaftskritik; Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung; Postkoloniale und Dekoloniale Perspektiven; Diskriminierungssensible Bildungsarbeit; Partizipative Forschung sowie Community, Ableism und Disability Studies. Kontakt: robel.abay@hu-berlin.de, https://www.zfib.org/de/beteiligte

Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionalitätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Ausgehend von einer kritisch-reflexiven und herrschaftskritischen Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen werden folgende Themenkomplexe während des Seminars bearbeitet:

1. Diversity: Zum einen werden die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen von Black, Indigenous and People of Color (BIPoC), behinderten und queeren Communities kritisch hinterfragt, und

2. Intersectionality: Zum anderen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit oder Schule wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC mit Behinderungserfahrungen darstellen, die durch rassistische Zuschreibungen als ,,Migrationsandere“ und ableistisch codierte Differenz als ,,behindert“ konstruiert werden.

Termine: unregelmäßig Donnerstags, 13-17 Uhr, 08.04.; 22.04.; 13.05.; 27.05.; 10.06.; 08.07.; 15.07.

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 31.03.2021. Die Anmeldefrist ist am 30.03.2021.

Weißsein im Fokus. Die Macht weißer (Frauen)

mit Dagmar Weber

Welche Rolle spielen weiße Menschen individuell und strukturell in unserer rassistisch strukturierten Gesellschaft? In welcher Hinsicht kämpfen weiße Frauen darum, als Individuum wahrgenommen zu werden? Was beschreibt die Trope des privilegierten Typs einer „typischen Karen“? Wie kann Situationen aus intersektionaler Perspektive begegnet werden, in denen unterschiedliche Diskriminierungsformen zusammenwirken? Wie können Solidaritäten im Kampf gegen Unterdrückung intersektional gestaltet werden? Mit diesen und weiteren Fragen wollen wir uns im Seminar beschäftigen.

Mit diesem Seminar soll ein Einblick in die Wirkungsweisen, Privilegien und Funktionen von weißsein gegeben werden. Weißsein und weiße Privilegien werden in Rassismusforschung, politischer Bildung und der Debatte um gesellschaftliche rassistische Verhältnisse zunehmend thematisiert. Der gesellschaftliche und politische Diskurs genauso wie die Betrachtung des weißen Feminismus machen deutlich, dass weißsein insbesondere aus intersektional-feministischer Perspektive der differenzierenden Aufmerksamkeit bedarf. 

Im Seminar werden wir ausgehend von einem Perspektivwechsel nicht Rassismus und die Konstruktion der sog. „Anderen“, sondern weißsein als Täterschaftsstruktur und das weiße Individuum als (unbewusst) rassistisch handelnd fokussieren. Es werden Kontroll- und Herrschaftsfunktionen analysiert, die im weißsein hergestellt werden. Hierdurch wird weißsein als rassistische und machtvolle Struktur in den Fokus gestellt. Weiter werden wir aus postkolonialer, intersektionaler Perspektive konkrete Fallbeispiele, aktuelle Diskurse und Themenkomplexe diskutieren, in denen unterschiedliche Diskriminierungsformen zusammenkommen. Ebenfalls werden Fragen nach gelingenden Solidaritäten diskutiert. 

Ziel des Seminares ist es, (Selbst-)Reflexion und interaktiven Austausch im Kontext feministischer Auseinandersetzungen anzuregen und Impulse zum kritischen Hinterfragen gesellschaftlicher Machtstrukturen, Privilegien und tagesaktueller Debatten sowie mehrheitsgesellschaftlicher Narrative zu geben.

Termin: wöchentlich Freitags 10-12 Uhr, ab dem 09.04.

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 31.03.2021. Die Anmeldefrist ist am 30.03.2021.

Dekonstruktive Körperpraktiken in der zeitgenössischen Kunst

mit Tonia Andresen und Marlene Mannsfeld

Tonia Andresen ist Kunstwissenschaftlerin und schreibt an ihrer Dissertation zu globaler Arbeit in der zeitgenössischen Kunst. Aktuell ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der internationalen Forschungsgruppe „SVAC – Sexual Violence in Armed Conflict“ der Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Zu ihren Themenschwerpunkten gehören zeitgenössische künstlerische Praxen, die globalen Ungleichheiten, Arbeitsverhältnisse sowie Geschlecht und die damit zusammenhängenden Zuschreibungen thematisieren. 2018 hat sie in Zusammenarbeit mit Marlene Mannsfeld die Veranstaltungsreihe „Inter_Sections: Mapping queer*feminist art practices“, zu der auch ein Sammelband erschienen ist (2019), organisiert. 2019 kuratierte sie ebenfalls in Zusammenarbeit mit Marlene Mannsfeld die Ausstellung „Finding comfort in Materiality“ an der HFBK in Hamburg.

Marlene Mannsfeld ist Kunsthistorikerin, ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst in Verknüpfung mit feministischen, queeren und postkolonialen Theorien. In ihrer Abschlussarbeit im Masterstudiengang Kunstgeschichte an der Universität Hamburg analysiert sie Prothesen und Körpernormen in der zeitgenössischen Kunst unter Einbeziehung der Disability Studies. Sie organisiert Kunstprojekte, darunter gemeinsam mit Tonia Andresen die Reihe Inter_Sections. Mapping queer*feminist art practices und die Ausstellung PAT PAT PAT. finding comfort in materiality. Zuvor Bachelorstudium der Kunstgeschichte und Islamwissenschaft in Kiel und Graz sowie Berufstätigkeit in den Bereichen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Administration in touristischen Unternehmen und im Kulturbereich.

Im Seminar wird anhand unterschiedlicher Theorien (Queer Theory, Disability Studies) verdeutlicht, dass es sich beim Körper um ein soziales/kulturelles Phänomen handelt, in dem sich auf spezifische Art und Weisen Machtstrukturen materialisieren. Disziplinierungen, die mit Subjektivierungsprozessen einhergehen, erfolgen immer im und durch den Körper. Anschließend werden Vorschläge zum Aufbrechen dieser hegemonialen Machttechniken gemacht und Wege aus Exklusionsprozessen aufgezeigt. Die künstlerischen Beispiele verhandeln dabei, wie Normalitätsvorstellungen und Normierungsweisen des Körpers ästhetisch gebrochen, widerständig angeeignet und produktiv gemacht werden können. Das Heranziehen von Kunstwerken ermöglicht es, Theorien anhand konkreter Beispiele zu diskutieren. Wie ist es um die Relation von Text und zu analysierendem Kunstgeschehen bestellt? Inwiefern alteriert die künstlerische Produktion theoretische Zugänge und/oder erweitert diese? Welche Körpernarrative werden verhandelt und welche bleiben vielleicht auch unsichtbar? [Wie] Lässt sich ein Körper fernab von Zu- und Einschreibungen denken? Das Seminar spannt dabei einen Bogen von feministischen Auseinandersetzungen seit den 1960er Jahre bis hin zu queeren, cyberfeministischen, postpornographischen und crip-aktivistischen Praxen. Ziel ist, den Seminarteilnehmer*innen einen Überblick über die Debatten zu ermöglichen und mithilfe der Erweiterung um künstlerische Beispiele konkrete Ansätze und subversive Gegenstrategien zur Diskussion zu stellen.

Teilnahmebedingungen: keine Vorkenntnisse erforderlich; Bereitschaft zur Übernahme eines Referats und der Lektüre teils auch englischsprachiger Texte

Termin: wöchentlich Donnerstags, 14-16 Uhr, ab dem 08.04.

Die Anmeldung zu dieser Veranstaltung erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD: https://zgd-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungenskalender/

Suchen Sie den entsprechenden Eintrag für den 31.03.2021. Die Anmeldefrist ist am 30.03.2021.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die These, dass eine intersektionaltätstheoretische Perspektive sich als besonders geeignet erweist, eine gewinnbringende Diskussion über den Umgang mit Differenz, Ungleichheit und Diversität in der Dominanzgesellschaft zu eröffnen. Eine kritisch-reflexive und herrschaftskritische Thematisierung von diskursiv hervorgebrachten und institutionalisierten Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen wie z.B. Rassismus, Ableism, (Hetero)Sexismus und Homonationalismus ist insbesondere vor dem Hintergrund aktueller politischen Diskursverschiebung von großer Relevanz für die Selbstpositionierung sowie für Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung, da die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen auch fatale Einflüsse auf die praktische Arbeit mit den Betroffenen sowie für die wissenschaftliche Forschung sozialer Ungleichheitsverhältnisse haben.

Die Erörterungen ausgewählter Seminarlektüre erfolgen auf der Grundlage der theoretischen Ansätze von Diversity & Intersectionality, die einen herrschafts- und dominanzkritischen Zugang zu Kontexten und Modalitäten der Herstellung, Aktualisierung und Reproduktion patriarchal-heteronormativer Strukturen und sozialer Ungleichheitsverhältnisse ermöglichen:

  1. Intersektionalität: Zum einen werden wir uns mit den vielfältigen intersektionalen Identitäten, Zugehörigkeiten und Lebensrealitäten sowie mit symbolischen und politischen Repräsentationen marginalisierter Gruppen befassen. Anhand dieser theoretischen Auseinandersetzung mit Perspektiven auf Gesellschaft und Institutionen wie z.B. Soziale Arbeit, Schule oder Beratungsstelle wird danach gefragt, welche Herausforderungen die fortbestehenden heteronormativen Strukturen insbesondere für marginalisierte Gruppen wie BIPoC (Black, Indigenous and People of Color), be-hinderten und queeren Communities darstellen, die durch machtvollen Zuschreibungen als ,,die Anderen“ konstruiert und von einer gleichberechtigter Teilhabe an der Gesellschaft ausgegrenzt bzw. ausgeschlossen werden.
  2. Diversity: Zum anderen werden wir im Seminar über die fehlende Anerkennung und Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt (Diversität) und die damit einhergehenden erschwerten politischen, sozialen und ökonomischen Teilhabe- und Verwirklichungschancen marginalisierter Communities in einer kapitalistisch organisierten Dominanzgesellschaft kritisch hinterfragt.

Auf dieser Basis werden Teilnehmende des Seminars zentrale Grundlagen der intersektionalen Ungleichheits- und Diversitätsforschung (Diversity & Intersectionality) kennenlernen sowie theoretische Überlegungen mit der Praxis sinnvoll in Verbindung zu setzen.

Termine: Online; unregelmäßig Donnerstags: 14-18 Uhr, : Termine: 07.04.; 21.04.; 12.05.; 19.05.; 09.06.; 23.06. & 07.07.

Die Anmeldung zu diesem Seminar erfolgt über den Veranstaltungskalender des ZGD (Eintrag am 04.04.2022).

Dieser Kurs gilt als Pflichtmodul für das Zertifikat „Intersektionalität und Diversity.“