Let’s talk about sex! Zeitgeschichte und Sexualitäten: Die Rechte und der Sex. Konservative und extrem rechte Perspektiven auf die „Sexuelle Revolution“ in der Bundesrepublik nach 1960
Dr. Sebastian Bischoff
Moderation: Dr. Daniel Gerster
1970 resümierte der Bundesgerichtshof, in der Bundesrepublik sei in nur einem Jahrzehnt „die bisherige Tabuisierung des Sexuallebens nahezu völlig abgebaut worden, so daß Fragen der Sexualität nunmehr in aller Offenheit erörtert werden“. Diese Vorstellung eines radikalen wie schnellen Wandels der Sexualmoral wurde in der Forschung längst durch die Untersuchung langer historischer Linien, gegenläufiger Bewegungen und Stabilitäten der Sexual- und Geschlechterordnung relativiert.
Gleichwohl stellten sich die Entwicklungen zeitgenössisch durchaus als abrupter Prozess dar, wobei hier meist Entwicklungen der Medialisierung und Kommodifizierung des Sexuellen Erwähnung finden. Die gesellschaftlich breit getragene ideologische wie aktivistische Gegenwehr war bisher jedoch Randnotiz, dabei hatte der sexuelle Wandel in großen Teilen des deutschen Konservatismus und der völkisch-radikalnationalistischen Rechten einen vehementen Gegner. Der Vortrag fokussiert hierfür auf drei zeitgenössisch umkämpfte Themen:
„Pornowelle“, schulische Sexualerziehung und homosexuelles Begehren. Es soll ein Ausblick gewagt werden auf die heutige Rechte und deren erfolgreiche Erzählungen vom „Gender-Wahn“ und „Großen Austausch“, die immer auch ein Bild von der den’68ern überantworteten „sexuellen Revolution“ enthalten.
Vortragsreihe:
Sexualitäten sind eingebunden in die Geschlechter- und Gesellschaftsordnungen ihrer Zeit. In diesen wurden und werden sie verhandelt, gelebt und bewertet, aber auch verboten und verfolgt. Sechs Referent:innen gehen in der Veranstaltungsreihe den zeitgeschichtlichen Konstruktionen und Aushandlungen von Sexualitäten auf den Grund. Wie wurden Sexualitäten politisiert und in welche Machtbeziehungen waren sie eingebunden? Wer bestimmte, was als ‚gesund‘, was als ‚abnormal‘ galt, was gewollt und begehrt sein sollte? An welchen Orten wurden Sexualitäten angeeignet, ermöglicht oder verhindert? Und: Wie kann eigentlich eine Geschichte der Sexualitäten geschrieben werden?
Die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg lädt Sie herzlich ein, diese und weitere Fragen mit den Vortragenden zu diskutieren.
Wann: Donnerstags, 18:30-20:00 Uhr, 20.04.2023- 13.07.2023
Wo: Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Beim Schlump 83, Lesesaal